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Wer der Meinung ist, dass über vier Dekaden an vertieftem Interesse der Hard and Heavy Szene wie generelles Fansein eigentlich ausreichen sollten, um mehr oder weniger "alles" zu kennen, irrt gewaltig! Da habe ich also das brandneue Album der schwedischen Glamster GLORIOUS BANKROBBERS am Ohr, von denen ich zuvor noch nie was gehört oder gelesen habe und muss erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass die Truppe bereits seit 1983 existiert!
Zum Check im MF-Archiv beim Jahr 2007, in dem mit «The Glorious Sound Of Rock'n'Roll der Vorgänger erschien, findet sich auch nichts. Tja, kein Wunder also, flogen die Jungs bisher völlig unter dem Radar durch, und das trotz einer vorhandenen Bandgeschichte, die einige interessante Facts bereit hält. Da wäre zum Beispiel der Hinweis, dass das selbstbetitelte 84er-Debüt von einem gewissen Kee Marcello produziert wurde. Dazu die "coole" Geschichte, dass der damalige Manager alle Promo-Scheiben zwecks Beschaffung von Bier über Second Hand Shops verscherbelte und so weder Promotion noch Airplay möglich waren! Fünf Jahre später (und natürlich ohne den Trunkenbold) erlangte die Single «Dynamite Sex Dose» die längst erhoffte Aufmerksamkeit, und das Video dazu lief flott auf MTV's "Headbangers Ball". Das bescherte in der Folge Support-Slots für Europe und Yngwie Malmsteen.
Ein angestrebter US-Deal blieb allerdings aus, und dennoch spielte man vor Alice In Chains. Danach sprang Frontmann Olle Hillborg ab und ging zu den Norwegern von Backstreet Girls, während der Rest Mental Hippie Blood reformierte. 2006 fand man sich wieder, legte darauf erneut motiviert los, und dies mitunter als Begleiter von Nazareth, The Quireboys und Mustasch. Soweit so gut, aber dann schlug das Schicksal unerbittlich zu, als 2012 ihr Drummer Anders Odenstrand auf tragische Art und Weise starb. Dann war leider wieder Schicht im Schacht..., bis jetzt! Nun sind die glorreichen Bankräuber in der Besetzung Olle Hillborg (Lead Vocals, Harmonica), Jonas Petersson (Lead Guitar, Vocals), Dan Lagerstedt (Lead Guitar, Vocals), Lake (Bass Guitar, Vocals) und Bentan (Drums) zurück und wollen es mit «Back On The Road», wohl final, nochmals wissen. Dabei ist der Titel Programm.
Das Mittel dazu sind elf neue Songs, die sich, umhüllt von einem Sleaze-Mäntelchen, verschiedener Kollegen wie Great White («I'm A Drudge»), The Sweet («Up To You») oder Status Quo («Criminal Boogie», «Turn On The Music») bedienen und auch sonst frisch von der Leber, wie bei «D.S.T» oder «Running Hot», losrocken. Dabei geht man insgesamt nicht so heftig ran wie The Hellacopters, Crashdïet oder Crazy Lixx. Dennoch bereitet die Mucke ordentlich Spass und dürfte live schon noch einen Zacken zulegen. Etwas aus dem Rahmen fällt der leicht bluesige und fluffige Titeltrack, der mit dem Einsatz der Mundharmonika genau den richtigen Kontrastpunkt setzt und gleichzeitig den längsten Track auf dem Album stellt. Auch «House Of Fantasy» vermag mit seinem "Whitesnake Vintage Sound" und Sprengseln der Eagles zu gefallen. «Back On The Road»? Aber ja doch, und hoffentlich noch eine Weile!
Rockslave