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GREEN DAY gehörten noch nie zu denjenigen Bands, die Musik, in ihrem Fall Punk Rock, allzu drastisch revolutioniert haben, aber mit ihrer neuen Platte «Saviors» scheinen sie die Rückkehr zu alter Form anzustreben.
Es hört sich ganz so an, als hätten sie die Hives und Black Keys Impressionen von «Father Of All Motherfuckers» (2020) aus ihrem System gekickt, um wieder vollends wie Green Day zu klingen – erwachsen gewordene Green Day! Denn so stark «Saviors» sich auch dem Pop-Punk-Zuckerrausch anlehnt, den Billie Joe, Mike und Tré in ihren Spitzenjahren zum Besten gaben, gibt es doch ein paar Unterschiede. In den fünfzehn Songs sind ein paar Power-Balladen («Goodnight Adeline», «Father To A Son»), ein Ohrwurm-Riff-Rocker («One Eyed Bastard») und ein schriller Beatles Song namens «Suzie Chapstick» am Start. Zudem hält der Post-American-Idiot Green Day mit «The American Dream Is Killing Me» und «Living In The ‘20s» auch ein paar oberflächliche politische Parolen bereit, was so zu erwarten war. Aber wer das Trio kennt, weiss, dass es sein Herz am linken Fleck trägt und es gerne Trump-Anhänger verärgert, selbst wenn die Songs keine Wunder vollbringen können. Auch für tiefgründige Texte steht der Name Green Day normalerweise nicht, aber «Dilemma», in dem Billie Joe in die Kämpfe mit dem Alkoholismus eintaucht, unter denen er und seine Kollegen gelitten haben, bildet auf «Saviors» eine ernst zu nehmende Ausnahme.
Wenn Armstrong nämlich schreiend verkündet: "I don't wanna be a dead man walking", glaubt man ihm das wirklich. Man darf also nicht erwarten, dass der Dreier jemals wieder «Dookie» wird, aber das ist auch nicht nötig, denn er breitet seine Flügel über «Saviors» aus, ohne aufgebläht oder gekünstelt zu klingen. Es ist aber auch nicht das erste Mal in ihrer Geschichte, dass ein neues Album als das Beste seit «American Idiot» gefeiert wird, und es bleibt abzuwarten, ob der aktuelle Longplayer am Ende eine längere Lebensdauer mit sich bringt als beispielsweise «Revolution Radio». Aber im Moment kann ich mir ziemlich gut vorstellen, dass die Leute im Festival-Sommer 2024, einige dieser Refrains lautstark mitschreien werden, und einfach nur deshalb, weil es ihnen Freude bereitet. «Saviors» bringt auch eine Stadion-Tournee mit sich, bei der Green Day anlässlich ihres 20- beziehungsweise 30-jährigen Jubiläums «American Idiot» und «Dookie» in voller Länge spielen werden. Diese kombiniert die Schlagkraft des ersten mit dem Stadion-Pomp des zweiten Albums. Man darf also gespannt sein, was der punkige Dreier noch alles so auffährt.
Oliver H.