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HOUSE OF LORDS gehörten in den in den Endachtzigern zu den angesagtesten Bands und liessen den Stadion Rock nach amerikanischem Vorbild hochleben. Auch wenn sich das Band-Karussell immer wieder drehte und sich Musiker wie Doug Aldrich, Tommy Aldridge, Chuck Wright, Ken Mary und Lanny Cordola die Klinke in die Hände gaben, so war es immer die Stimme von James Christian, der die Geschichte der Truppe lenkte (auch wenn die Band von Gregg Giuffria gegründet wurde).
Die aus Giuffria hervorgegangene Truppe hatte schon mit dem Debüt-Album und der Schmuseballade «Love Don't Lie» (eine Nummer von Stan Bush) einen monumentalen Hit in den eigenen Reihen. Aber auch das flottere «I Wanna Be Loved» fand tausende von Anhängern, bis sich die Combo nach sechs aktiven Jahren 1993 auflöste. Seit 2000 ist James wieder mit dem Haus der Lords am Musizieren und veröffentlichte Wunder-Alben wie «World Upside Down» (2006), «Come To My Kingdom» (2008) und «Big Money» (2011).
Mit dem Sänger konnte ich zudem ein sehr emotionales und bewegendes Interview führen, als er sich gerade mit dem ausgebrochenen Krebs herumschlagen musste. Dass er noch so viel Musik wie nur möglich veröffentlichen wollte, war verständlicherweise eines seiner erklärten Ziele. Dabei blieben aber bei den beiden letzten Streichen «New World ~ New Eyes» (2020) und «Saints & Sinners» (2022) die ganz grossen Momente aus. Mit gemischten Gefühlen ging ich deshalb ans Anhören von «Full Tilt Overdrive», um danach gnadenlos überrascht zu werden.
James hat es tatsächlich fertiggebracht, zusammen mit seinem Langzeit-Gitarristen Jimi Bell und den beiden neuen Mitstreitern Mark Mangold (Keyboard) und Johan Koleberg (Drums), eine weitere tolle Scheibe zu veröffentlichen, die nahtlos an die glorreichsten Zeiten der Band anknüpfen kann. Schon der Opener «Crowded Room» überzeugt mit den bekannten Stadion Rock Vibes und geizt auch nicht, wie bei «Don't Wanna Say Goodbye» unschwer zu erkennen ist, mit emotionalen Momenten.
Gänsehaut erzeugend auch die Stimme von Robin Beck (Ehegattin von James) bei «Castles High», welches den Zuhörer mit einem majestätischen Flair aus den Boxen in eine andere Welt mitnimmt. Hier auf «Full Tilt Overdrive» wird wieder Hard Rock geboten, der nicht wie ein monotoner Einheitsbrei daherkommt, sondern durch ausgeklügeltes Songwriting, bombastische und rockige Chöre überzeugt und James wieder dahin zurückbringt, wo er und House Of Lords hingehören, nämlich zu den absolut Besten ihres Genres.
Tinu