So böse es klingt: Diese Band tut sich auch mit dem Video zu «Reach My Tears» vom neuen Album keinen Gefallen. Die Bewegungen plus der gefilmte Gesang von Sängerin Helena Iren Michaelsen stimmen nicht mit der Musik überein. Dasselbe gilt aber auch für die Aufnahmen der Instrumente. Natürlich könnte man jetzt mit einem möglicherweise nicht vorhandenen Budget für Video-Clips argumentieren – nur dieses ist bei vielen anderen Bands auch nicht grösser, und trotzdem überzeugen sie. Ein wenig besser sieht die Umsetzung bei «Better Place» aus.

Darum sollte man sich dieses Album anhören und nicht anschauen, denn musikalisch haben diese Niederländer einiges zu bieten. Ihr Symphonic Metal wollte bei mir zwar nicht sofort zünden, offenbart mit zunehmender Anhör-Dauer aber immer mehr Details. Dazu zählen etwa die vielen folkigen Elemente, die ruhigen und harschen Momente, der selten aber dann gezielt eingesetzte Keifgesang und die ebenfalls sparsam eingesetzten sehr hohen opernhaften Töne, die mir knapp keine Ohrenschmerzen bereiten. So unvorteilhaft die Sängerin in den Videos dargestellt wird, so stark überzeugt sie mit ihrem grossen Stimmumfang.

Die Kompositionen müssen sich zudem nicht von denjenigen ihrer Landsleute von Within Temptation und Epica verstecken. Dazu sind sie schlicht zu gut. Zudem verfügt «Dark Paradise» über einen schönen roten Faden, dem man gerne folgt. Anstelle eines Krachers schliessen sie dieses mit dem melancholischen und hauptsächlich durch Klavierklänge begleiteten «Better Place» ab. Das macht definitiv Lust auf mehr. Insgesamt finde ich das Vorgänger-Werk «The Last Horizon» aber noch ein wenig zwingender, weshalb es hier einen kleinen Punkte-Abzug gibt. Ach ja, die Musik-Videos sind in dieser Bewertung natürlich nicht miteinbezogen.
Roger W.