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Die Texaner aus Dallas (US of A) rocken endlich mal wieder roh und nachvollziehbar durch die Boxen. Hier steht musikalisches Können vor irgendwelchen Studio-Hexereien, die ein Album sonst bloss unnötig aufblasen und jedes Gefühl im Keim ersticken lassen.
Dabei stört es nicht mal gross, dass Sänger Travis Wills in den hohen Tönen oft etwas dünn klingt und hierbei deutlich an seine Grenzen stösst. Zu sehr überwiegt hier allerdings die Freude, einem Quartett zuzuhören, dass offensichtlich Spass beim Einspielen hatte. Wie meistens im Progressive Heavy Metal, klingen Infidel Rising ziemlich eigenständig. Trotzdem schimmern die Einflüsse der Szene-Oberhäupter durch. Dass darf es aber auch, unterstreicht es doch nur den Status, welchen Dream Theater, Symphony X oder Threshold inne haben. Besonders toll ist auf «A Complex Divinity», wie sich Keyboarder Aaron Walton und Gitarrist Rafael J. Quintana Rivera immer wieder die Soli gegenseitig zuspielen. Das ganze Werk braucht insgesamt aber etwas Zeit, um beim Zuhörer nachhaltig zu reifen.
Danach bewundert man tolle und dynamische Lieder wie «Silence Of The Night», das fast schon jazzige «Thus Astray», das verträumte «Let Wisdom Speak» (mit den wohl deutlichsten Dream Theater Referenzen) oder das zähe «As Reality Dies». Schön auch, wie die Texaner sowohl in schnellen Liedteilen, als auch dann überzeugen, wenn es mal ganz lieblich wird. «A Complex Divinity» ist ein tolles Album für Prog Metal Fans, für welche der Gesang authentisch, aber nicht immer hundert Prozent rein sein darf. Leute also, welche den Heavy Metal trotz hohem musikalischen Niveau, roh und alles andere als überproduziert mögen. Die Texaner nehmen die besten Momente ihrer Vorbilder, kreieren etwas Neues daraus und könnten die Szene-Grössen gar zu neuen Höhenflügen inspirieren. Wenn das tatsächlich geschieht, profitiert jeder.
Roger W.