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Metal Factory since 1999
Diese schmucke Doppel-LP (auch als Download erhältlich) ist der Nachruf auf einen stillen, unbesungenen Helden des amerikanischen Doom Metal. Am 10. Januar 2018 verstarb der Gitarrist Alfred Morris III infolge seiner Diabeteserkrankung im Alter von 60 Jahren. Zurückgelassen hat er uns nebst etlichen Demos und selbstproduzierten EPs auch eine Handvoll Alben, von denen mir insbesondere das letzte, namentlich «South Of The Earth», am Herzen liegt.
Mit «Hail To The Riff» wird nun der Doom-Community eine wertige Live-Nachlese dieser feien Band angeboten, welche sie in Höchstform an ihrem Auftritt am 2014er "Castle of Doom Festival" im italienischen Pagazzano zeigt. Die Setlist bietet einen guten Querschnitt durch die Geschichte von Iron Man und zeigt auf eindrückliche Weise, wie ehrlich und klischeefrei das Doom-Verständnis von Mastermind Morris war, klischeefrei im Sinne von offenherzig. Viele Songs entsprechen genau den Erwartungen eines Doom Metal Fans, gemächliches Tempo trifft auf düstere Melodien, so wie es sich gehört. Aber die Band scheute sich nie davor auch mal aufs Gaspedal zu drücken, richtig flott zu grooven, sich mal im Psych-Paralleluniversum zu verirren oder Mitsing-Parts einzubauen, was die Darbietung auf dieser Veröffentlichung hör- und spürbar immer wieder auflockert und belebt. Dementsprechend euphorisch sind die sporadisch hörbaren Reaktionen des Publikums, das der Band immer wieder für diesen hochenergetischen, abwechslungsreichen und dynamischen Auftritt dankt.
Als kleines Extra findet man als Schlusslicht noch den 2013 aufgenommenen, bisher unveröffentlichten Track «Black Morning», was den Schwanengesang-Charakter von «Hail To The Riff» noch einmal unterstreicht. Eigentlich ist es recht traurig, hier offenbart sich die nicht wirklich stattgefundene Karriere eines soliden, bodenständigen Musikers, den man wahrscheinlich erst jetzt posthum für sein Lebenswerk würdigen wird. Ein am Leben gescheiterter, suizidgefährdeter Junkie vegetiert im Keller seiner betagten Eltern vor sich hin, schwängert ein Mädchen das nicht einmal halb so alt ist wie er, träumt vom erneuten Comeback seiner kultigen Band, lässt sich bei diesem traurigen Schauspiel filmen und wird dafür von der ganzen Welt gefeiert. Doomköppe werden genau wissen wer hier gemeint ist. Alfred Morris III hat sich hingegen auf das Schreiben unsterblicher Doom-Hymnen beschränkt. Das hat ihm zwar weniger Erfolg beschert, dafür aber mehr Respekt. In diesem Fall ist für Doom Fans eine uneingeschränkte Kaufempfehlung unumgänglich.
Mirko B.