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Verkehrte Welt? Nach «Kapitel 11 – Barrikaden» erscheint nun «Kapitel 10 – Wilde Augen» der Deutschrocker KÄRBHOLZ. Der Grund: Alle Lieder beider Werke wurden in der gleichen Zeit geschrieben und anschliessend in der Reihenfolge Album zehn und elf aufgenommen.
Als dann «Kapitel 11» eingespielt war, lag bereits «Kapital 10» bei Kärbholz als Vinyl auf. Die Deutschrocker liessen, laut Presse-Info, ihr Herz sprechen und veröffentlichten zuerst die «Elf», und liessen dabei den Verstand ruhen. Aus meiner Sicht ist nun das neue, also ältere, Werk das noch zwingendere Album als das eigentliche neue geworden, obwohl auch «Kapitel 11» sehr gut klingt. «Kapitel 10» kommt dabei aber noch schneller auf den Punkt, ist aggressiver wie heavy-metallischer und textlich schlicht hervorragend. Nehmt nur mal den Song «Schwarz auf weis», in dem sie besingen, dass sie sich farblich nicht einordnen lassen wollen, und vor allem: "Vielleicht ist der Feind dir gegenüber ja dein Freund". Zeilen, die eine grosse Wahrheit beinhalten. Kommt dazu, dass hier ein Friedensangebot aktiv besungen wird. Neben ernsten Themen finden sich auch lustige Erinnerungen an die Vergangenheit. So wird bei «Seele auf der Haut» das Tätowieren besungen.
Das dramatische «Der Himmel soll brennen» wird mit einem lustig fröhlichen Reggae-Teil unterbrochen, welcher der Epik dieses Songs noch mehr Gewicht verleiht. Aber auch der Eröffnungs-Track «Willkommen in der zehnten Episode» spart nicht mit Augenzwinkern, wenn sie von ihrem überforderten Manager singen. Ebenfalls toll, wie sie in «Wilde Augen» die Essenz von Kärbholz zelebrieren. Diese besteht nicht daraus, möglichst rasch berühmt zu werden, sondern rockig eine tolle Zeit zusammen zu verbringen. Im abschliessenden «Unsere Bar» besingen sie den Wert dieser Treffpunkte für die ganze Bevölkerung. Den Refrain dieses Liedes finde ich zwar nicht ganz so stark, aber die sympathische Hommage macht dieses Manko locker wett. Zudem ist diese Nummer ein würdiges Ende eines Werkes, das seinen Vorgänger/Nachfolger noch stärker an die Wand spielt. Damals vergab ich 8.9 Punkte, und «Kapitel 10» verdient sich nun definitiv über neun davon.
Roger W.