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Mit «We Shall Overcome» serviert uns die Band aus Landstuhl, Rheinland-Pfalz den zweiten Teil einer Trilogie, die 2020 mit dem Album «Danse De Noir» angefangen hatte, wobei der jetzt erschienene, jüngste Spross dem thematischen Prequel seines Vorgängers entspricht.
Musikalisch bleiben sich die Jungs absolut treu, was bedeutet, dass Zuhörer:innen auch jetzt ein Mix aus progressiv angehauchtem US Metal (Queensrÿche dringen da des Öfteren mal durch die Poren, aber ebenso ältere Rush) und dezenten Doom-Elementen mit hohem Kauz-Faktor erwartet, wobei diesmal im Vergleich zu den früheren Veröffentlichungen der progressive Anteil etwas erhöht wurde. Damit ergeben sich allerdings für mein Gehör und dem unmittelbar daran hängenden Hörzentrum drei Probleme. Das erste ist für mich das kleinste, nämlich der Gesang: Die stets etwas affektiert klingende, mit eindringlichem Tremolo versehene Stimme von Frontkasper Vinz Clortho mag man oder auch nicht. Ich gehöre als Fan von Sängern wie David Bower (Hell) Thomas Eriksson (Year Of The Goat) oder Messiah Marcolin (Ex-Candlemass) zur ersten Fraktion, habe also nicht wirklich ein Problem damit. Das zweite Problem sehe ich bei der zwar nur punktuellen – aber gleichzeitig fast schon zu offensichtlichen Nähe gewisser Passagen zu alten Glanztaten von Rush und Queensrÿche.
Ein gewisser songwriterischer Ehrgeiz ist gut und recht, aber wenn einem die Inspiration dann dermassen heftig ins Gesicht springt, dass es schon fast schmerzt, ohne dabei auch nur ansatzweise das Level des Originals zu erreichen, dann kann der Schuss durchaus auch nach hinten losgehen. Allerdings liegt der grosse Kritikpunkt nicht primär an der musikalischen Darbietung der Band, die ist völlig OK, die Jungs haben definitiv was auf dem Kasten. Die grösste Achillessehne von «We Shall Overcome» ist für mich eindeutig die schrille, höhenlastige Produktion. Aus dem gleichen Grund tue ich mich bis heute mit dem Dream Theater Debüt «When Dream And Day Unite» schwer. Eine klirrend kalte Produktion kombiniert mit viel Epik und Bombast mag im Black Metal funktionieren, aber bei Alben wie diesem erwarte ich hingegen eine gewisse organische Wärme, die ich hier wirklich schmerzlich vermisse. Unterm Strich schneiden die Jungs trotzdem gut ab, schlicht und einfach weil sie Mut zur unkommerziellen Vielfalt zeigen und zudem ihr Handwerk verstehen. Fans der Truppe können somit bedenkenlos zugreifen.
Mirko B.