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«Under The Surface» ist das dritte Studio-Album der seit 2013 bestehenden finnischen Symphonic Metal Band Lost In Grey. Damit machen sie sich selbst und ihrem Vorgänger «The Waste Land», welcher sehr gut abgeschnitten hat, definitiv Konkurrenz.
Das Album hat es in sich: Neun perfekt aufeinander abgestimmte Titel prasseln auf eine theatralische Art auf die Hörerschaft ein. Die Musik kreiert eine Spannung, welche durch ständige Dynamik- und Stimmungswechsel, schönen Melodien und düsteren, harten Zwischenteilen sowie makellosen Übergängen zwischen den Liedern hergestellt wird. Die Lieder fliessen ineinander über, sodass keine abgehackten Pausen entstehen und das Werk in einem Fluss wahr genommen wird. Dies kommt unter anderem auch daher, dass «Under The Surface» ein Konzept-Album ist, in welchem eine Geschichte von den drei SängernInnen als den drei Hauptpersonen erzählt wird. Diese beschäftigt sich mit generellen Fragen über das Leben und das Universum – alles, was sich «Under The Surface» befindet. Anne Lill und Emely Leone ergänzen sich mit ihren sehr unterschiedlichen Gesangslagen super: Anne erzeugt mit ihrer kräftigen, eher tieferen und aussagekräftigen Stimme Charakter und Emely bildet mit ihrer lieblichen, hohen Opernstimme den nötigen Gegenpol. Hinzu kommt Keyboarder und Mastermind Harri Koskela, welcher mit bösen Growls oder düsteren Sprechgesangseinlagen einen weiteren Twist in der Musik generiert. Instrumental faszinieren Lost In Grey auf allen Ebenen. Ergreifende Keyboard-Melodien, ratternde Gitarren, treibendes Schlagzeug und immer wieder ruhige, sinnliche Klaviereinlagen treiben die Musik voran. Symphonische Elemente, vor allem auf Streichern basierend sowie Choreinlagen durchziehen das Album und ergänzen die pompöse, sprich melancholische Klangwolke.
Der Albumtitel «Under The Surface» ist auch zur Beschreibung der Musik super gewählt, denn unter der Oberfläche, beziehungsweise dem ersten Eindruck, verstecken sich viele kleine Überraschungen und Twists, die erst beim mehrmaligen Durchhören auffallen. Das Album beginnt mit dem schönen und sinnlichen, sich aufbauenden Intro «I», welches in den ersten symphonischen Knaller «Disobedience» überführt. «Shine» fällt mit seiner Energie und den packenden Motiven auf und mit «Varjo» liefert das Sextett eine berührende (auf Finnisch gesungene?) Ballade. Darauf folgt das düstere und äusserst komplizierte «Souffrir», in dem GastmusikerInnen Emmanuelle Zoldan (Sirenia), Camille André, Andi Kravljaca (unter anderem Aeon Zen; Nibiru Ordeal) und Nils Courbaron (Sirenia; T.A.N.K.) zu hören sind. Das Lied ist von ständigen Tempo- und Stimmungswechseln sowie sprachlichen Durchmischungen in den Texten geprägt. Danach folgen die drei Teile von «Stardust», einer Geschichte in der Geschichte. Insgesamt circa zwanzig Minuten umfasst dieser Teil, welcher einen abermals in den Bann zieht und dem Album «Under The Surface» ein Grande Finale schenkt. Zusammengefasst ist die dritte Scheibe der Finnen ein theatralisches Meisterwerk, durchflutet von Spannung und Aufregung, mit diversen kleinen Überraschungen sowie einer tollen Balance zwischen harten, schnellen Parts und schönen, langsamen Zwischenteilen. Kurz ausgedrückt: Komplexer Symphonic Metal auf sehr hohem Niveau!
Sina