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Als ich zur Reunion von MESSIAH die doch etwas gealterten Herren zum Interview hatte, sah ihre Idee der Zukunft definitiv etwas anders aus, als sie es heute ist. Aus ein paar Spass-Konzerten wurde eine Tour, aus der Tour die neue Platte «Fracmont», und 2024 feiert der inzwischen zum Fünfer aufgestockte Vierer das 40-jährige Band-Bestehen auf dem heiligen Boden des "Wacken Open-Airs".
Auch der tragische Verlust ihres langjährigen Sängers Andy Kaina, der 2022 verstarb, konnte die Band nicht aufhalten. Vielleicht gerade deshalb und zu Ehren Andys rafften sich die restlichen Mitglieder zusammen, erholten sich von dieser Tragödie und kamen mit dem grossartigen Sänger Marcus Seebach zurück. Nun steht mit «Christus Hypercubus» schon wieder eine neue Messiah-Platte an, die siebte ihrer Karriere, um so richtig Dampf unters Metalvolk zu bringen. Gegenüber «Fracmont», dessen Songs stellenweise etwas langfädig ausgefallen sind, haben die Schweizer ihre Songs hörbar verschärft, mehr auf düstere Melodien und coole Riffs gesetzt. Im Ansatz kommt alles viel thrashiger daher, wobei Seebachs Stimme sein restliches dazu tut. Die Mischung aus aggressivem Death-Gesang und gelegentlicher Schwarzfärberei steht den Tracks sehr gut zu Gesicht. Abgesehen vom seltsamen Album-Titel, bei dem ich mir einen grünen Flubber-Jesus vorstelle, der wahllos in der Gegend herum eiert, ist die Platte reifer als alles, was die Truppe bis dahin produziert hat.
Mit Sicherheit liegt dies auch daran, dass Messiah mit V.O. Pulver einen zweiten Gitarristen in ihre Reihen aufgenommen hat. Der Klang auf «Christus Hypercubus» ist satt, technisch ausgereift, was wiederum Produzent Pulver geschuldet ist. «Once Upon A Time…Nothing» ist ein wahres Schlachtross und einer der schnellsten Songs, die sie je geschrieben haben. Messiah scheinen nach all den Jahren ihren Sound gefunden zu haben. Sie vermischen erneut heftige Thrash- und Death-Elemente zu einem galoppierenden Ganzen, das die zehn neuen Songs unterhaltsam und abwechslungsreich gestaltet. Für Gänsehaut-Momente sorgten bei mir die beiden Titel «Speedsucker Romance» und «The Venus Baroness II». Stellenweise (ob gewollt oder ungewollt) ist Andy wieder unter uns und man vergisst förmlich, dass der Gute nicht mehr unter den Lebenden weilt. «Christus Hypercubus» ist ein tolles Hommage-Album und gleichzeitig wahrscheinlich das Beste in der ganzen Messiah-Diskographie, auch wenn «Rotten Perish» noch immer zu meinen Favoriten gehört.
Oliver H.