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«Convergence» ist schon aufgrund des Cover-Artworks ein Album, das man als Vinyl besitzen sollte. Dali meets Picasso, irgendwie. Ist man zudem Freund der technischen Aufnahmen von Death, Atheist und Pestilence, so kann das Format beliebig ausgeweitet werden.
MISCREANCE aus Italien sind trotz ihrer Kreativität nicht wirklich originell, aber offensichtlich ein Haufen Jungs, die ihre musikalischen Einflüsse gerne auf Bermuda-Shorts tragen. Sie präsentieren nämlich technischen Death Metal, direkt aus den späten 80er- und frühen 90er-Jahren. Die dehydrierten Gesangswindungen sind pure Pestilence, die aufgepeppten Auseinandersetzungen zwischen blubberndem Bass und kantigen Riffs sind völlig atheistisch, während die progressiven Schichten und subtilen Texturen die vollständige Verehrung des modernen Todesstahls darstellen. Die dumpfen Basslinien von Jean-Claude Rossignol bilden die Flanke, während die Axtfraktion um Andrea Granauro und Tommaso Cappelletti rasend in der Mitte durchbricht. Trommler und Sänger Andrea Feltrin setzt diesem Reigen die Krone auf, indem er fachmännisch kreischend die Felle gerbt.
Kreativität und Tradition sind Worte, die man aus Sicht vieler Metal-Fans nicht mischen sollte. Zu oft kam beim Anhören das Gefühl auf, wegen Kreativität und künstlerischer Freiheit auf die Härte verzichten zu müssen. Aber wie man schon oft erleben durfte, gibt es immer wieder Bands, die den Platz für dieses Mass an Intelligenz perfekt ausloten, so auch Miscreance. Anstatt ihre acht Titel einfach emotionslos herunter zu reissen, binden sie diese auf «Convergence» geschickt zu einem stimmigen Ganzen ein. Hin und wieder ist es einfach schön, von einer Platte dieses Kalibers überrascht und regelrecht überrannt zu werden. Sie bietet nämlich die Möglichkeit, nochmals einen Ausflug in eine vergangene Zeit zu unternehmen, als Death Metal noch in den irdischen Kosmos vordrang und unzählige Gehirne in höchste Aufruhr versetzte. Ach…, wie schön das doch damals war!
Oliver H.