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Bei den Norwegern Motorpsycho muss man immer auf eine Überraschung gefasst sein, denn wenn man sich bei ihnen auf etwas verlassen kann, dann auf ihre Unberechenbarkeit.
Konnte sich der letztjährige Vorgänger «Kingdom Of Oblivion» noch durch eine gewisse riffbetonte Eingängigkeit profilieren, geht «Ancient Astronauts» konsequent den Weg der rücksichtslos experimentierfreudigen Psychedelic Rock-Pioniere der frühen Siebzigerjahre. Und so wie diese damals oft den Schulterschluss mit Vertretern anderer Kunstformen suchten (Maler, Schriftsteller, Grafiker, Fotografen, Filmemacher et cetera) um ihre Musik visuell zu untermalen, gingen Motorpsycho letztes Jahr eine Kollaboration mit Homan Sharifi und seiner Impure Dance Company ein. Aus diesem Tanzprojekt stammen die letzten zwei von insgesamt vier Nummern und bilden somit den Hauptteil des neuen Albums.
Die beiden überlangen Tracks («Mona Lisa Azrael» mit 12:15 Minuten und «Chariot Of The Sun To Phaeton On The Occasion Of Sunrise» mit satten 22:22 Minuten) verlangen dabei Zuhörern einiges ab, denn den an verschiedenen Stellen eingebauten ruhig-verträumten Passagen folgen jeweils sehr lange Jam-Parts, die in ihrer ungezügelten Machart oft an der Noise-Grenze kratzen. Aber so oder so ähnlich klang Psychedelic Rock vor fünfzig Jahren nun mal, heisst da gaben sich sphärische Soundscapes, liebliche Melodien, dissonante Ausbrüche und heute schwer nachzuvollziehende Soundexperimente stets die Klinke in die Hand. Hält man sich diese Rückbesinnung auf die Anfänge dieser Musik sowie die Tatsache stets präsent, dass es sich hierbei im Grunde genommen um einen Soundtrack handelt, dann kann sich der weltoffene Progressive Rock Fan durchaus auch mit «Ancient Astronauts» anfreunden. Radiotauglichkeit geht eindeutig anders, und das ist gut so.
Mirko B.