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Wir stehen aktuell in Zeiten, wo sich in der Rock-Szene langsam aber sicher eine Grösse nach der anderen altershalber verabschieden wird, und auch wenn es mengenmässig tausende von neuen oder zumindest halbwegs etablierten Combos gibt, ist die Ära der Schwergewichte, die sich über Jahrzehnte bis hin zu einem halben Jahrhundert halten konnten, definitiv vorbei. Somit geht es vor allem darum, dieses Erbe würdig zu verwalten, und genau das tun mitunter Nighthawk.
Damit solche Geschichten ohne grossen Vorlauf und auf einem möglichst hohen Nivau angestossen werden können, besetzt man eine neue Band am besten mit ausgewiesenen wie erfahrenen Profis. Für einmal nicht mit Frontiers Records beflaggt, segeln unter dem Banner von Nighthawk, neben Mainman und Gitarrist Robert Magid (Captain Black Beard, Metalite), noch Frontmann Björn Strid (The Night Flight Orchestra, Soilwork), Tastenmann John Lönnmyr (Act Of Denial) sowie Bassist Christian Ek (Captain Black Beard) und Drummer Magnus Ulfstedt (Royal Hunt, Ex-Eclipse). Die musikalischen Solo-Ideen von Robert wurden 2021 mit dem full-lenght Debüt «Midnight Hunter» unter Mithilfe von Jona Tee (H.e.a.t) und zahlreichen Vocal-Guests wie Qwazi (hört sich wie Glenn Hughes an), Linnéa Vikström (Thundermother, At The Movies), Peter Larsson, Robin Eriksson (Degreed), Chips Kiesbye, Luka Ravase und natürlich Björn Strid umgesetzt.
Insgesamt und dank ordentlicher Songs kann die Scheibe durchaus was, aber es fehlt halt der rote Faden darin. Für «Prowler», den Nachfolger, der mehr von einem Bandgefüge ausgeht, da bald auch Live-Auftritte geplant sind, wurden die Ansprüche nach oben geschraubt. Das beginnt einmal damit, dass man für die Aufnahmen in die "Abbey Road Studios" nach London (!) ging und dabei von den Lead-Vocals her nur noch auf Master Strid setzte. Ein geschickter Schachzug, denn das Songmaterial in der Schnittmenge von Uriah Heep und The Night Flight Orchestra ist durchs Band hindurch hochklassig. Bereits der Opener «Highest Score» brettert wie ein Heep'scher Schnellzug durch die Stube und erzeugt bei Genre-Fans eine Gänsehaut vom Feinsten! Dass «Running Wild» glatt auch auf eine der ersten TNFO-Scheiben gepasst hätte, spricht für sich. Dennoch überwiegen, auch von der zahlreich eingesetzten Hammond her, die Vibes von Mick Box & Company.
Der interessant interpretierte KISS Klassiker «God Of Thunder» geht womöglich noch auf das Corona-Projekt "At The Movies" zurück und erklingt sozusagen wie in einer Version von Deep Purple. Die insgesamt elf Songs (auf der Japan-CD findet sich zusätzlich noch ein Live-Track von «Free Your Mind») gehen allesamt runter wie warmes Öl, schlagen aber wegen fehlender, ausufernder Soli nur mit gerade etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit zu Buche. Das mag auf der einen Seite und auf den Punkt gespielt gerade richtig sein, aber die abschliessende wie wunderbare, doch letztlich viel zu kurz geratene Ballade «See You Again» offenbart dieses Manko, denn nach dem feinen Hammond-Part hätte ein schönes, getragenes Guitar-Solo das Sahnehäubchen ausgemacht. Nichtsdestotrotz gehört auch der Nighthawk Zweitling «Prowler» klar auf den Einkaufszettel der Classic Rock Fans, und das Debüt würde sich, der Vollständigkeit halber, auch anbieten.
Rockslave