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Hoppela, was höppelat denn hier unterirdisch durch die Moosschicht? Ah, es sind Order aus Lillehammer, Innlandet, Norge, mit ihrem Zweitwerk namens «The Gospel» und elf Tracks reinstem blackish, deathish und oldschoolish Metal, welche mit der einen und anderen Überraschung aufwarten können.
Tja, wer hätte gedacht, dass Order mit «Pneuma», einem pianoinfiziertem Intro, den Reigen eröffnen? Tja, und im Track «Rise» endet diese pianomässige Odyssey als Fading Out, wie so schön betont werden kann. Yep, denn in den restlichen Songs hauen Order brachial in Bresche, so à la Autopsy, Mayhem, Celtic Frost, etwas Ministry, etwas Bathory, dann wieder mal etwas ganz alte Sodom, Kreator und Destruction (in deren Anfangstagen so um 1983, 1984, 1985). Nun, Order sind Kjetil Manheim (Drums), Anders Odden (Guitars), Billy Messiah (Vocals) und Stu Manx (Bass). Doch nicht nur Brachiales wird geboten, nebst dem Pianogetue, sondern auch etwas Doom wird reininterpretiert. Ein interessantes Cover-Artwork, passend zur Vorgeschichte von Order, als Billy sich in den 80ern mit Manheim, Euronymous und Necrobutcher, seinerzeit seines Zeichens Mayhem, sich trafen, sich beschnupperten und dann eben seit 2013, zumindest Manheim und Messiah, sich in Order wieder fanden. Es folgte dann im 2016 ein Demo «Folly Grandeur», der erste Longplayer namens «Lex Amentiae» (2017) und im 2020 die Single «Bringer Of Salt (Polish Version)», um eben nowadays mit «The Gospel», deren Produktion klar, messerscharf, druckvoll daher reitet, nochmals vorstellig zu werden.
Gesagt, getan, denn die Drums sind variantenreich gestaltet, da wird zwischen blackadesken, deathigen, speedigen, thrashigen, doomigen Patterns abwechslungsweise stets groovend paradiddlisiert, heftiges Double-Bass Drum-Gewitter, mal leicht blastend, dann einfach wie eine Rentierherde vorwärts treibend. Den Variantenreichtum erreicht man mit akkuratem Einsatz von Cymbals und Toms, zur ebenfalls stets treibenden Snare. Der Tieftöner kommt klar wummernd gut zur Geltung, ordentlich rhythmisierend. Die Gitarre schrummel, raspelt, schneided, fräst in blackadesker Manier durch die Songs, gepaart mit teils groovenden, deathigen und thrashigen Riffattacken. Die solodesken Pfade sind vorhanden, eher im shreddenden und melodiebögenziehenden Bereich. Die Vocals sind aggressiv, guttural, screamend, shoutend, bösartig, leicht tief und beinahe schon im Erzählgroove, stets verständlich intonierend, nicht unbedingt in den hohen Skalenbereichen der quietschenden Black Metal Shouter. Anspielttipps sind «Tomb», «My Pain» (yep, auch dieser Song ist teils pianoinfisziert), «Rise» und das schwerfällige «Descend». Wer auf interessanten, abwechslungsreichen wie auch überraschenden, leicht deathig-thrashig-speedigen Black Metal mit Schmackes wie Grooves steht und sich auch vor doomigen Passagen nicht fürchtet, kriegt mit «The Gospel» einen ernst zu nehmenden "Guten Morgen"-Kracher serviert.
Poldi