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Ich breche jetzt eine Lanze für meine «Big 4» des Thrash Metals. Nein, es sind nicht Metallica, Slayer oder Anthrax, und ausser Megadeth findet sich keiner der Combos in meiner «Big 4». Dazu gehören noch Testament und garantiert Overkill, die 1985 mit dem Debüt-Album «Feel The Fire» einen Klassiker veröffentlichten, der für viele Fans noch heute unantastbar ist.
Die Band wechselte darauf von Megaforce zum Branchenriesen Atlantic und releaste dort sechs Scheiben, bis sie aus trendbeeinflussten Gründen zu CMC wechselte. Diese sechs Werke sind nun in einer Box vereint und zeigen den Werdegang von Overkill auf. Meine lieben Metal-Freaks. Auf diesen sechs CDs ist Musik-Kultur zu hören, begonnen mit «Taking Over» und solchen Highlights wie «Wrecking Crew», «Fear His Name», «Fatal If Swallowed», «Powersurge» und dem Überhit «In Union We Stand», welcher durch die grosse Präsenz auf MTV zum Dauerbrenner wurde. Nicht zu vergessen der zweite Teil der «Overkill»-Parts. Die Truppe um die beiden Bandleader Bobby «Blitz» Ellsworth (Gesang) und D.D. Verni (Bass) war jung, ungehobelt, frech und angriffslustig. Ihr Sound hob sich aber deutlich von der Bay Area-Szene ab und war immer wieder eher im Power Thrash angesiedelt, als in wilden Soundorgien der San Francisco Abteilung.
Bestechend war der teils sehr «giftige» und hohe Gesang von Bobby, der dem Sound des Vierers seinen Stempel aufdrückte. Beim Nachfolger «Under The Influence» kam es zum ersten Line-up Wechsel. Sid Falck beerbte dabei Rat Skates. Die Drum-Parts wurden direkter, und so konnte das Album mit dem grossen Hit «Hello From The Gutter», dem wilden «Mad Gone World», dem hymnischen «Brainfade», dem langsameren und mit akustischer Gitarre startenden «Drunken Wisdom» und «Overkill III (Under The Influence)» begeistern. «The Years Of Decay» ging noch ein paar Schritte weiter. «Time To Kill», «I Hate» die beiden schwerfälligen, an Black Sabbath erinnernden «Skullcrusher» und «Who Tends The Fire», der Klassiker «Elimination», die Halbballade «The Years Of Decay» sowie der vierte Teil der «Overkill»-Saga, «E.vil N.ever D.ies» liessen die Qualität nochmals ansteigen und zeigten die Truppe auf einem ihrer Höhepunkte. Mit «Horroscope» folgte ein weiterer und einschneidender Line-up Wechsel, als Gitarrist Bobby Gustafson die Truppe verliess. Ersetzt wurde er durch Rob Cannavino und Merritt Gant, die eine härtere, kühlere Atmosphäre in die Truppe rein brachten. Lieder wie «Coma», «Blood Money», «Bare Bones» und «Live Young Die Free» zeugen davon. Während «Nice Day For A Funeral» und die unglaubliche Ballade «Solitude», die sich zu einem wahren Feuerwerk entwickelt, noch von den vorherigen Alben zehren.
Der eingeschlagene Weg wurde mit dem (in meinen Augen unverständlich) verschmähten «I Hear Black» schliesslich nochmals geändert. Tim Mallare ersetzte Sid am Schlagzeug, und mit einer düsteren Grundproduktion kamen die Lieder Black Sabbath teils sehr nahe. Während «World Of Hurt» oder «Spiritual Void» einen neumodischen, rockigeren Anstrich erhielten. Dafür knallte «Weight Of The World» vertraut aus den Boxen. «W.F.O.» ging einen Schritt zurück in der Geschichte von Overkill. Was blieb, war der sehr knallige, teils ein bisschen kühle Sound, der schon beim Opener «Where It Hurts» ans Tageslicht trat. Das leicht punkige «What's Your Problem» punktete mit dem wütenden «Under One», dem rasanten «Supersonic Hate», dem alles niedertrampelnden «Up To Zero» und dem Klassiker «Bastard Nation». Diese Box bietet einen sehr guten Überblick, wie sich die New Yorker in den ersten Jahren veränderten, dabei aber nie ihren Weg verliessen und noch heute zu den besten Bands ihres Genres zählen. Overkill sind lebender Kult, und diese sechs Alben bestätigen dies auf eine sehr eindrückliche Art und Weise.
Tinu