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Was ist ein Konzert, das eigentlich keines ist? Mit dieser philosophischen Frage schlage ich mich herum, seit ich die Aufnahmen zu diesem Event betrachten durfte.
Eine Bühne, komplett schwarz, keinerlei Verzierungen, Poster, Bandlogos, Backdrops oder dergleichen. Nur die Instrumente, Verstärker, Plexiglasscheiben um das Drunkit herum - und natürlich die Musiker selbst. Mehr ist da nicht. Einerseits mag dies beklemmend wirken, surreal sogar, melancholisch und traurig. Gleichzeitig entsteht dabei eine beinahe schon intime Nähe, welche mit Konzertaufnahmen in rappelvollen Hallen nicht zu vergleichen ist. Nun, Paradise Lost haben sich, wie so viele andere Bands auch, aufgrund der momentanen Situation so ihre Gedanken gemacht, wie man ein Konzert abhalten (und die Chose logischerweise auch verkaufen) kann, selbst wenn kein richtiges Konzert erlaubt ist. Die Lösung war, man könnte beinahe schon lachen ob der Umsetzung, eine Konzertaufnahme, welche sich nicht wie ein Konzert anfühlt, mehr wie ein Durchlauf des Ganzen im Proberaum. Lachen deshalb, weil dies als Gesamtes betrachtet spartanisch, reduziert, sich beinahe schon minimalistisch anfühlt. Es ist eine Lösung, welche man von Paradise Lost als solches beinahe schon erwarten konnte, wenn man die Band und ihre Herangehensweise an Probleme kennt. Inhaltlich bleibt nicht viel anzumerken, die Songs betreffen beinahe alle Schaffensperioden (leider wird unter anderem das Ursprungsalbum nicht gewürdigt, was aufgrund der letzten Entwicklungen hin mit ziemlicher Sicherheit absolut Gänsehaut erzeugend hätte inszeniert werden können - aber allen Recht getan ist eine Kunst, die niemand vermag) und sind so dargeboten, wie man es sich wünscht. Interessant sind am Schluss die Fragen, welche im Plenum beantwortet werden und teilweise für Gelächter gesorgt haben. Somit verbleibt ein Zeitzeugnis der vielleicht unspektakulärsten, aber vielleicht genau deswegen eindringlichsten Art. Und wie zu Beginn stellt sich nun auch am Schluss die Frage, was ein Konzert ist, das eigentlich keines ist. Findet die Antwort selbst. Intensiv!
Toby S.