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PRIMORDIAL waren für mich bis dato nur ein grosser Name in der Metal-Landschaft, aber gepackt hat mich ihr Sound indes nie. Neun Alben und 32 Jahre Bandgeschichte später ist die irische Band müder und zynischer geworden. So pfeifen es zumindest die Raben von den Dächern. Andererseits stecken vielleicht auch die Ereignisse der vergangenen Jahre mit all ihren Auswirkungen dahinter.
«Exile Amongst The Ruins» aus dem Jahre 2018 war der monumentale Höhepunkt, möglicherweise das beste und ausgereifteste Werk von Primordial. Dann kam die Pandemie und die Band oder klarer formuliert der freimütige Sänger Alan "Naihmass Nemtheanga" Averill tobte gegen vieles, was folgte. Es erstaunt also nicht wirklich, dass ihr zehntes Album mit dem Titel «How It Ends», Fragen, Herausforderungen, Frustration und Wut auf eine Art und Weise darstellt, wie Nemtheanga es seit drei Jahren in die Waagschale wirft. Inhaltlich wird diese Frage immer wieder gestellt: ist dies das Ende ihrer Stadt, ihres Staates, ihrer Nation? Das Ende der Mythen, Traditionen und Beziehungen? Und wie endet es für diejenigen, die reagieren und rebellieren? Zusammen mit den Gründungs-Mitgliedern Pól MacAmlaigh (Bass) und Ciáran MacUilliam (Gitarre) sowie dem langjährigen Schlagzeuger Simon O'Laoghaire geht man diesen Fragen in einem sorgfältig ausgearbeiteten Album nach.
Die keltischen Einflüsse der Band ziehen sich tief durch die zehn Titel, zusammen mit der Aggression und dem Trotz, die in den letzten drei Dekaden zum festen Markenzeichen des Primordial Sounds geworden sind. Die Entstehung dieses im Jahre 2022 geschriebenen Albums wurde vom Vierer als eine positive Erfahrung beschrieben, ruhig, aber mit einer wirklich starken Arbeitsmoral sowie viel Intensität, düster in Inhalt und Darbietung. Chris Fielding kehrte schliesslich zurück, um das Album zu entwickeln, das von der Band produziert und in den "Hellfire Studios" am Rande von Dublin aufgenommen wurde. Über die Gesamtspielzeit von «How It Ends», die bei 66 Minuten liegt, erzählen Primordial erschütternde Geschichten in einem gefühlvollen Stil, wobei sich MacUilliams flüssige Gitarre über die Kombination aus MacAmlaigh und O’Laoghaire-Bässen erhebt, während Nemtheanga auf seine unnachahmliche Art schimpft.
Die Songs sind alle tiefgründig, dramatisch und mitreissend. Der vielleicht faszinierendste Vertreter des Albums ist das fast neun Minuten lange Epos «All Against All», bei dem sich der Sound der Truppe noch einmal ändert. Es ist eine phänomenale Stilmischung, wobei die dämonische Gesangs-Darbietung zu den besten der gesamten Veröffentlichung zählt. Für eine Band, die sich nach eigenen Angaben (und auch aus der Sicht mancher Fans) in den letzten Kapiteln ihrer Reise befindet, hört sich «How It Ends» nicht wie ein musikalischer Abgang an. Der Sound ist organisch, und die Band klingt trotz Frustration und Sorge darüber, wie sich die Welt verändert hat, mehr als energiegeladen.
Oliver H.