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Im Pantheon des teutonischen Thrashs nehmen Protector einen ziemlich interessanten Platz ein. Auf der einen Seite sind sie ein oft übersehener Trupp, der selten, wenn überhaupt, neben der Heiligen Dreifaltigkeit dieses Genres erwähnt wird. Zum anderen sind Protector keine unbekannte Grösse, sondern eine, die direkt unter der Oberfläche lauert, um (wieder) entdeckt zu werden.
Aus welchen Gründen auch immer standen sie ihr ganzes Leben im Schatten der Giganten. Der neuste Output «Excessive Outburst Of Depravity» macht ziemlich genau dort weiter, wo der letzte aufgehört hat. Ihre besondere Art von Chaos bewegt sich zwischen den eher technischen Kanten von Kreator, der hektischen Wildheit von Destruction und dem Death Metal, der sich aus beiden entwickelt hat. Originalsänger Martin Missys Stimme ist auch nach drei Jahrzehnten immer noch ein kehliges Knurren, klar verständlich, auch wenn der Begriff "melodisch" hier sicher die falsche Bezeichnung wäre. Die Riffs sind feurig, die Tempi hektisch, aber immer streng kontrolliert, und die Arrangements wechseln ständig, springen aber nie ins Tech-Thrash Territorium hinüber. Die Produktion ist fett, aber vielleicht stellenweise zu sauber geraten. Diese Sauberkeit ist aber auch der einzige potenzielle Kritikpunkt von «Excessive Outburst Of Depravity». Der Rest ist teutonischer Thrash, handwerklich von einer Band gemacht, die genau damit viel Erfahrung hat. Es gibt vielleicht keine grossen Überraschungen, aber manchmal ist Konsequenz eben Trumpf. Die vorherigen drei Protector-Alben liegen in Sachen Sound, Ausführung oder Gesamtqualität nicht weit vom neuen Album entfernt. Daher verdienen Protector deutlich mehr Aufmerksamkeit, als ihnen oft zuteil wird. Mit vier Alben in diesem Segment sind Protector zwar nicht die berühmtesten deutschen Thrash-Acts, aber sie können sich damit trösten, dass sie den bisher besten teutonischen Thrasher des Jahres 2022 veröffentlicht haben.
Oliver H.