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Wer erinnert sich noch daran, dass RATT und Black'n Blue auf dem allerersten "Metal Masscare Sampler" vertreten waren? Zusammen mit Pandemonium, Malice und Metallica? Damals war es der Song «Tell The World», welcher Ratt zum ersten Mal einem breiteren Publikum bekannt machen sollte.
Was folgte, war die erste EP, auf der auch das schnelle «Sweat Cheater» und «Back For More» vertreten waren. Mit dem Debüt-Album und jenem «Back For More» ging dann die rasante Reise des Fünfers in die erste Runde. Sänger Stephen Pearcy, Gitarrist Robbin Crosby, Bassist Juan Croucier (kam von Dokken), Schlagzeuger Bobby Blotzer sowie Wundergitarrist Warren DeMartini waren plötzlich in aller Munde und heimsten mit dem Erstling «Out Of The Cellar» locker mal Millionen ein (drei Millionen davon wanderten alleine in den USA über den Ladentisch). Der Unterschied zu Truppen wie Poison oder Mötley Crüe bestand darin, dass das Grundgerüst von Ratt auf kernigem Rock'n'Roll aufgebaut war und die Herren damit ungerechterweise in die Poser-Ecke gedrückt wurden. Dies auch dank des unglaublichen Gitarren-Spiels von Warren, das einem kleinen Gitarren-Gott gleich kam.
Songs wie «I'm Insane» oder die Mega-Hymne «Scene Of The Crime» hinterlassen bei mir noch heute eine fette Gänsehaut-Attacke auf den Armen. Der Nachfolger «Invasion Of Your Privacy» hinterliess einen melodischeren Eindruck, besass aber dank der Gitarren-Parts von Warren immer genügend Ecken und Kanten. «You're In Love» wurde auf MTV rauf und runter gespielt und verhalf den Jungs zu erneut zwei Millionen verkauften Einheiten. Zusammen mit dem Hit «Lay It Down», dem träumerischen «Closer To My Heart» sowie dem rockigen «Got Me On The Line» waren Ratt aber noch immer die unangefochtenen Helden des Hard Rocks, der seine Wurzeln bei Aerosmith verortete. Dies belegt auch das schwere, aber trotzdem melodische «Between The Eyes». «Dancing Undercover» hob die Truppe in ihrem Heimatland nochmals über die Millionen-Grenze.
Mit «Dance», dem schnellen «Drive Me Crazy», dem noch schnelleren «Body Talk» (grossartige Momente von Warren!), den mitsingbaren «It Doesn't Matter» und «Enough Is Enough» hauten die Herren erneut geniales Material aus den eigenen Reihen heraus und stellten sich 1987 zum ersten Mal auf dem «Monsters Of Rock» Festival den Europäern vor. Mit «Reach For The Sky» versuchten Stephen und seine Mannschaft die verloren gegangenen Verkäufe wieder wett zu machen. Wenn man bedenkt, dass heute Verkäufe in Millionen-Höhe zu etwas Aussergewöhnlichem geworden sind, dann war dies ein Jammern auf einem sehr hohen Niveau. Die Millionengrenze wurde erneut erreicht, aber Lieder wie «Way Cool Jr.» (mit Bläsereinsätzen) schien die Fangemeinde doch mehr zu überraschen, denn zu begeistern. Mit den schnellen «Chain Reaction» und der Hymne «What I'm After» blieben die Jungs aber ihrem Weg treu. Cooles Album, welches auch eine gewisse Entwicklung ans Tageslicht förderte.
Mit «Detonator» wurde der mit «Reach For The Sky» eingeläutete Weg weiter geführt. Vielleicht kamen dabei die eigenen Einflüsse noch ein bisschen mehr zum Tragen. Wie beim Start von «Scratch That Itch», das aber in der Strophen-Phase in einen typischen Ratt-Track über geht. Wie auch beim melodischen «One Step Away», dem balladesken und unter die Haut gehenden «Givin' Yourself Away», bei dem ich Euch rate, diesen Track in einer emotionalen Tiefphase zu konsumieren. Zum ersten Mal gingen in den USA "nur" 500'000 Einheiten über die Theke. Nach diesem Werk brach die Musik-Branche zusammen und musste sich leider den teuflischen Rhythmen des Grunge zum Frass vorwerfen lassen. Die internen Streitereien schienen der Truppe auch nicht zu helfen, um wieder auf die Füsse zu kommen. Wer jedoch mal bei Ratt spielte, war gestern eine andere Person, als sie heute und morgen sein wird. Freuen wir uns also über diese wertige Box, welche eine Combo präsentiert, die den Hard Rock der 80er massgeblich mitgeprägt und vorangetrieben hat.
Tinu