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So, Achtung jetzt! Reckless Love ist für mich eine Band, die auf der einen Seite unglaubliche Hits geschrieben hat, wie «Romance», «Back To Paradise», «On The Radio» oder «Born To Break Your Heart». Auf der anderen Seite geizen die Finnen nicht mit einer unglaublichen Fülle an Melodien, die ab und zu schon fast "kitschig" klingen und eher dem Pop, denn dem Rock-Genre zugeordnet werden können.
Dies passiert auch auf dem fünften Album, das mit vielen poppigen Keyboard Melodien gewürzt wird. Nachzuhören beim Titelsong, der durch die grellen Screams vom Sonnyboy Olli Hermann sehr hart erklingt, durch die Keyboard Melodien auch aus einem achtziger Future Filmsoundtrack stammen könnte, bei welchem Reckless Love das Universum nach neuen Sounds durchforschen. Krass wird dies bei «Eyes Of A Manica», das wirklich kaum mehr Hard Rock ist, sondern Pop aus den Achtzigern. Das wird die (weiblichen) Fans des Quartetts aber kaum stören, denn sobald Olli ins Mikro haucht, verschwindet der Verstand und willenlos hängen die Lippen der Mädels an jenen von Olli. Ganz übel wird es bei «Kids Of The Arcade», denn wären da nicht die Gitarren von Pepe, hätte ein solches Album nichts mehr im Rock Bereich zu suchen. Was aber auch bei diesem Track irgendwie fasziniert, ist das geschickte Verarbeiten von Melodien, die einfach sofort zünden und sich nicht mehr aus der Gedankenstube vertreiben lassen. Ungeniessbar wird es hingegen, wenn die Jungs mit elektronischen Drums den Ozzy Klassiker «Bark At The Moon» "zerstören".
Diese Göttergabe von einem Hit, mit dem sich Gitarrist Jake E. Lee sein eigenes Denkmal erspielt hat, kann von kaum einem anderen Saitenzauberer widergegeben werden. Ausser man heisst Gus G. und hat diesen Track 2019 am "Ice Rock" Festival in einer unglaublichen Version gespielt, die Rockslave und meiner Wenigkeit glatt Pippi in den Augen bescherte. Nochmals «Bark At The Moon» spielt man nicht auf diese Art und Weise, wie es Reckless Love machen. Schämt euch! Auch wenn der leicht nasale Gesang von Olli schon fast wieder etwas Lustiges in sich trägt. Hätten sich die Jungs nicht auf solche elektronischen Zutaten eingeschossen, wäre «Turborider» ein richtig cooles Rock Album geworden. Hört man sich Lieder wie «Future Lover Boy», «'89 Sparkle» oder «Prodigal Sons» (da schimmern sogar die melodischen Genesis durch) an, dann muss man ein Fan des 80iger Pop (Rock) sein und der damaligen Synth Wave aufgeschlossen gegenüber stehen. Eigentlich eine interessante Scheibe, die in der heutigen Zeit eine Band präsentiert, welche ihren eigenwilligen Weg geht. Wer sich aber bei den alten Reckless Love Songs festgesaugt hat, wird sich an den neuen Tracks vielleicht die Zähne ausbeissen.
Tinu