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Well, well, der Fünfer von Rivers Of Nihil grüsst mit dem vierten Longplayer namens «The Work» und elf Tracks. Im Jahre 2009 in Reading, Pennsylvania, U.S.A., gegründet und mit konstanten Releases alle zwei bis drei Jahre gelangt man heutzutage eben zu «The Work».
Vergleichsweise werden Bands wie Fallujah, Gojira, Beyond Creation, Meshuggah, Allegaeon, The Black Dahlia Murder, Virvum und Konsorten genannt. Ja, teils tatsächlich ja, teils eben auch nein, da Rivers Of Nihil sich über all' die Zeiten hinweg konstant eine eigene Soundwelt im progressiven wie technischen Death Metal kreiert haben. Egal ob Ebbe oder Flut, die Gezeiten sind mit Rivers Of Nihil mitgetänzelt, egal ob Vollmond oder Leermond, die Gezeiten pogen sich mit Rivers Of Nihil und deren Soundwriting stets im Gleichschritt durch. OK, Junge, komm' mal wieder runter von deinen Gezeiten, aber sind wir doch stets ehrlich, ist dem nicht so, denn jede einzelne RON-Scheibe offenbart ihre Eigenständigkeit, ihr Eigenes, eben die Welt von Rivers Of Nihil. Und dies, meine verehrten Damen und Herren des metallischen Universums, sind in menschlicher Form und im Namen genannt nämlich Adam Biggs (Bass, Vocals), Brody Uttley (Guitars), Jake Dieffenbach (Vocals), Jon Topore (Guitars) und Jared Klein (Drums), mit kräftiger, saxophonierender Unterstützung durch Patrick Corona (eben Saxophone).
Und die Odyssey wie auch die Journeys sind nun mit «The Works» gestartet. Ja, das mit dem Hinzunehmen des Saxophones, das kennt frau/man(n) bereits seit Dog Eat Dog. Doch sind bei Dog Eat Dog eher die funkadelischen Jagdgründe herauf beschworen worden, so werden bei Rivers Of Nihil die fusionistischen Momente so bewusst betont und reiten doch tatsächlich ab und und an in den metallischen Soundteppich des Free-Jazz hinein. Passt dies so? Ja, denn mit den einerseits aufgeblasenen, beinahe schon Industrial-Noise-Soundwaves kombiniert mit den Piano-/Synthesizereinsätzen und den sehr ruhigen, beinahe schon pink-floydesken Soundfiles, welche ambient-atmosphärisch-mystisch-schwanger durch die leise rieselnden Notenzeichen hindurch begleiten, beinahe schon "poppig-rockige" Elemente heraufbeschwören, denn dies könnte gerade so auch auf einer Scheibe von Dire Straits, Supertramp, Mike Oldfield, Styx, Boston, Chicago oder gar auf The Alan Parson's Project enthalten sein, ohne Wenn und Aber. Und doch ein Aber, denn es zeigt den grenzenlosen, musikalischen Radius auf, welchen Rivers Of Nihil eben auch mit dem neuen Album «The Work» eingeschlagen haben. Allen Unkenrufen zum Trotze, die ziehen ihr verdammtes Zeugs einfach durch, obs passt oder nicht, scheissegal, und das, meine verehrten Metallerinnen und Metaller, ist Ehrlichkeit, Trueness. Da wird nicht einfach herum geiert, nein, Rivers Of Nihil wissen ganz genau, wohin ihr Weg sie führt.
Ja, es ist experimentieller Death Metal à la Cynic, ja, deshalb wird es auch als "progressiver" Death Metal klassifiziert, zu recht. Ja, alle fünf Musiker sind begnadete Künstler auf ihren Instrumenten, oh, 'tschuldigung, alle sechs, den Saxophonier miteingerechnet. Der Drummer ist im Variantenreichtum der Paradiddles kaum zu überbieten, denn hier wird gnadenlos von kurzen Blasts, etwas längere Double-Bass Drum-Attacken und meist ein mit vielen Breaks untersetzter Mid-Tempo-Groove und weiteren Ritten auf den Cymbals wie Toms viel schlagzeugwerkerisches Können gezeigt, mit der teils abstrakten wie straighten Snare. Der Tieftöner gilt hier nicht nur als Rhythmuswerkzeug, nein, da wird solodisiert, gepattert und gestickt, frei Schnauze und stets songdienlich, von doomigen bis freakigen und jazzigen Elementen, alles da. Die beiden Saitenhexer stehen dem in Nichts nach, obschon es ab und an straighte, deathige Riffs mit sägender Distortion gibt, doch sind auch eben experimentielle, ruhige, akustische, abstrakte Momente als ein doch grösserer Teil des ganzen Albums vorhanden. Die solodesken Momente sind meist ruhig und clean gehalten, sphärisch, mystisch, mit viel Melodie und Schmackes unterhaltend, geht sehr in die Pink Floydsche Ecke, ohne die Leistung im deathigen Bereich zu minimieren. Die Vocals sind knallhart growlend, klar, deutlich, tief, leicht blackadesk, aber dann auch wieder wechselnd in den Klargesang und Geflüster, eben wie es sich gerade so perfekt anfühlt. Die Saxophone-Einsätze halten sich in Grenzen, werden gekonnt und bewusst eingesetzt, wo es danach schreit, dasselbe eben auch mit den Piano- wie Synthesizereinsätzen, genau an der richtigen Stelle.
Eine satte, klare und druckvolle Produktion wie ein bestens dazu passendes Cover-Artwork runden «The Work» gekonnt ab. Anspieltipps hier sind alle Songs, in der Reihenfolge, wie auf dem Longplayer enthalten, denn würde man einen dieser Tracks heraus reissen, so würde man die Stimmung auf «The Work» demolieren, und es gehört sich nun mal nicht, Songs aus dem Kontext zu reissen, wenn es sich hier bei «The Work» um ein Konzeptalbum handelt. Somit gilt es sich alle elf Songs rein zu pfeifen, gnadenlos eben halt. Ja, «The Work» ist kein einfaches Album, was frau/man(n) sich nebenbei mal so rein ziehen kann. Nein, es wird einem gerne aufgezwungen, dieses Werk, dieses Opus mehrmals und intensiv zu belauschen, denn bei jedem neuen Zuhören entdeckt frau/man(n) neue Kredenzien musikalischen Schaffens. Ich gebe auch zu, es hat bei mir mehrere Anläufe gebraucht, um den Zugang zu «The Work» erhalten zu haben, und deshalb gibts hier auch die Höchstnote, da ich es stets begründen und belegen kann, weshalb dies nun mal so ist. Zudem beinhaltet «The Work» jegliche Stilrichtungen des metallischen Schaffens, grundlegend platziert im progressiv-technischen Death Metal, heisst mit viel Freiraum. Masterpiece, gnadenlos, zweifelsfrei.
Poldi