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Die ungarische Extreme Metal Szene wird als Ganzes oft übersehen, was ziemlich sträflich ist. Es existieren da nämlich brillante Gruppen wie SEAR BLISS, die zwar in ihrem Heimatland bekannt sind, aber im Vergleich zu ihren griechischen und skandinavischen Kollegen völlig untergehen.
Sear Bliss markieren nicht die typische "Tremolo-up-your-ass, hail Satan-Metal-Band". Für dieses Kollektiv ist Musik Kunst. Die kühne Einbindung von Blasinstrumenten (Trompete und Posaune) in ihren ohnehin schon epischen, atmosphärischen Sound und das allgemeine Niveau an Versiertheit, Klasse und Professionalität, das diese Band im Laufe ihrer Karriere erreicht hat, sind der Grund für ihren preisgekrönten Status. Nun bringen Sear Bliss mit «Heavenly Down» ihr zehntes Studio-Album heraus. «Heavenly Down» deckt dabei eine Vielzahl von Stilen ab, die mal cool, sanft oder episch daher kommen sowie mit ein wenig Aggression an der richtigen Stelle aufwartet.
Hauptsächlich bietet diese Platte jedoch diejenige Art von epischer Erfahrung, die man als Fan sucht. Die Tonalität der Gitarren im Titeltrack, das traumhafte Synthesizer-Spiel bei «Forgotten Deities», dem Instrumental-Stück des Albums, das einen mit Sicherheit einlullt und die vielen kompositorischen Texturen, die den Abschlusstrack «Feathers In Ashes» ausmachen, sind allesamt Schlüssel-Elemente für die acht Songs. Sear Bliss sind definitiv progressiv, experimentell, aber auch nachsichtig, denn es finden sich Parts, zu denen man entspannen oder sogar im Mondlicht tanzen kann, wenn man sich dazu berufen fühlt.
Andererseits kann man ganz gepflegt die Haare kreisen lassen. Die neue Platte ist ein willkommener Kontrast zum Vorgänger-Album, denn sie zeigt die Band in einem verjüngten Zustand, was sich in den vielen, inspirierten Parts des Albums widerspiegelt: da wo die Trompeten schmettern und die Posaunen heulen! Die Melodien entfalten sich zu gewaltigen Rhythmen und Tremolo-Riffs, die sich über kraftvolle Blastbeats erheben, die Becken krachen, die Toms grooven und die sanfte wie weiche Behaglichkeit der epischen Passagen, die hypnotisieren und verwunschene Orte näher bringen. Eine Platte, die das Warten wert war.
Oliver H.