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Mit Cover-Versionen ist das immer so eine Sache. Grundsätzlich sind diese erst mal als Hofknicks vor den Urhebern der Originale zu verstehen, wodurch sich dann selbst gestandene Musiker, trotz des eigenen Erfolges, immer noch als einfache Fans outen, was durchaus sympathisch wirkt.
Langweilig oder gar anstrengend wird es aber praktisch immer dann, wenn der einzige Unterschied zwischen Original und Cover naturgegeben aus dem Gesang besteht und sich die Instrumentalfraktion ansonsten eng an die Vorlage hält. Ich finde es einfach ungemein origineller, wenn die ehrerbietenden Bands den nachgespielten Songs ihren ureigenen Stempel aufdrücken, und das möglichst bis zur schieren Unkenntlichkeit. Type O Negative beispielsweise haben mehrfach gezeigt, wie man Songs aus fremder Feder gekonnt durch den musikalischen Fleischwolf dreht. Genau diesen Ansatz verfolgt Bob Balch von Fu Manchu mit diesem Doom Metal – Projekt.
Im Zuge einer Gitarrenlektion, in der er einem seiner Schüler Slayers «South Of Heaven» beibringen wollte, hatte er realisiert, dass Slayer-Songs ganz schön doomig klingen, wenn man sie stark verlangsamt spielt. Er liess die Idee eine Handvoll Jahre ruhen, bis er sie endlich wieder hervorkramte und sie mit Hilfe von Esben Willems (Monolord, Drums), Peder Bergstrand (Lowrider, Bass), Amy Barrysmith (Year Of The Cobra, Gesang), Scott Reeder (Kyuss, Bass) sowie Laura Pleasents (Kylesa, Gesang) in die Tat umsetzte. Was dabei herausgekommen ist, lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen.
Fünf Slayer – Standards mit einer Gesamtlänge von zwanzig Minuten wurden auf die doppelte Länge gestreckt. Berücksichtigt wurde dabei vor allem das 1990er Album «Seasons In The Abyss», das mit «War Ensemble», «Blood Red» und «Dead Skin Mask» vertreten ist. «The Antichrist» vom Debüt und der Ursprung der ganzen Idee, «South Of Heaven», vervollständigen den Doom-Brocken. Auf das Was folgt das Wie, und diesbezüglich zeigen meine Daumen ganz klar nach oben. Esben Willems’ donnernde Drums, die höllisch tief gestimmten, Fuzz-lastigen Gitarren und der kontemplative Gesang der engagierten Sängerinnen lassen die den meisten von uns bestens bekannten Songs in einem völlig neuen Licht erscheinen.
Slayer – Songs sind ja per se nicht gerade Optimismus versprühende Lila Launebär – Liedchen, aber die Doom – mässige Umsetzung verleiht ihnen nochmal einen ordentlichen Zacken Bedrohlichkeit und Tiefgang. Ich meine, einen Nackenbrecher wie «War Ensemble» auf fast elf Minuten auszudehnen oder aus einer kurzen Nummer der jugendlichen Sturm und Drang Phase wie «The Antichrist» ein achtminütiges, schleppendes Monster mit einem langen, atmosphärischen Soloteil zu machen, setzt schon ein gewisses Mass an Selbstbewusstsein und Fachkenntnis voraus. Diese Scheibe wird nicht jedermanns Sache sein, insbesondere bei puritanischen Slayer – Sittenwächtern habe ich gewisse Zweifel in Bezug auf deren Akzeptanz. Da ich hingegen für Slayer dieselben Gefühle hege wie für unkommerziellen Doom Metal aus dem Underground, bin ich dieser Scheibe sehr zugetan. Und den zusätzlichen Bonus – Zehntelpunkt gibt es on Top für die originelle Namenswahl!
Mirko B.
2. Meinung: Die Geschichte hinter dem Projekt SLOWER geht auf Fu Manchu Gitarrist Bob Balch zurück, der vor Jahren mal einem Schüler «South Of Heaven» von Slayer beibringen wollte. Da dieser aber ein Anfänger war, wurde das Tempo entsprechend herunter geschraubt. Bob fand danach irgendwie Gefallen daran, nahm Drums dazu auf, stimmte die Klampfe noch herunter und meinte, dass dies "irgendjemand aus der Community" so veröffentlichen sollte.
Soweit die nicht ganz komplette Kurzversion der Geschichte, die letztlich für die folgenden fünf Klassiker der Amis gilt: «War Ensemble» (10:39), «The Antichrist» (08:13), «Blood Red» (06:30), «Dead Skin Mask» (06:08) und eben «South Of Heaven» (07:11). Die bewusst angegebenen Spielzeiten in den Klammern lassen erahnen, dass sich hier Unheilvolles dahinter verbirgt, denn was Amy Barrysmith (v, Year Of The Cobra), Bob Balch (g, Fu Manchu), Peder Bergstrand (b, Lowrider) und Esben Willems (d, Monolord) hier verbrochen haben, ist ebenso für den Arsch wie die absolut grauenhaften Covers, die Six Feet Under unter dem Banner der «Graveyard Classics» heraus gehauen haben. Darunter war übrigens auch «At Dawn They Sleep». Mein Rat: Bloss Finger weg von diesem Sound-Müll!
Rocklave