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Gemäss dem ursprünglichen Plan hätten Krokus letztes Jahr ihre Fans in Übersee mit der "Adios Amigos" U.S.A./Canada Tour 2020" beglücken wollen, aber die immer noch allgegenwärtige Corona-Pandemie hat diesem Unterfangen auch heuer einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Ob das Ganze überhaupt noch was werden wird, liegt somit in anderen Händen, aber begraben ist die Sache freilich noch nicht.
Da Musiker bekanntlich zum Stamm der Rastlosen zählen, erstaunt es nicht, dass sich bis auf Chris von Rohr alle anderen Bandmembers anderweitig nach wie vor überaus aktiv mit ihren Hauptinstrumenten beschäftigen. Fernando von Arb (g) und Mark Kohler (g) hauen ja bei Bad Ass Romance in die Saiten, während Mandy Meyer (g) mit Gotus eine neue Band angeschoben hat, und Flavio Mezzodi (d) hat bekanntlich den Platz von Hena Habegger bei Gotthard übernommen. Bleibt noch Frontmann Marc Storace übrig, der nun mit «Live And Let Live» sein erstes Solo-Album am Start hat. Das mag erstaunen, aber Fakt ist, dass Marc's geniale Gesangsstimme unter anderem Bands wie Warrior («The Wars Of Gods And Man», 2003) und Kollegen wie Vic Vergeat («When A Man...», 1998), Manfred Ehlert's Amen («Aguilar», 1996) oder auch Billy Stokes («Muscle & Blood», 2016) zugute kam. Dabei schlug er sich insgesamt wacker bis grossartig. Nicht zu vergessen sind dabei auch Live-Kooperationen mit Claudio Matteo (China), die für einige Konzertlichtblicke stehen. Das selbstbetitelte Solo-Debüt, zu dem auch eine (Live-) Band zusammen gestellt wurde, schickt sich nun an, dem Palmares des "Maltese Falcon" weitere Karriere-Seiten anzufügen. Dafür gehen zehn neue Songs ins Rennen, die, sollte alles im grünen Bereich sein, um die Gunst der vollen Punktzahl buhlen. Nach dem ersten Komplettdurchlauf musste ich aber ernüchtert feststellen, dass da zunächst nur vier bis ganz knappe fünf Punkte zu Buche stehen.
Das fängt mal mit dem halbgaren Titeltrack an, der einfach nicht richtig zünden will, was im Wesentlichen am auf (zu) modern getrimmten Gitarrensound der Herren Camenzind/Von Dach und dem Cheesy-Refrain liegt. Besser gerät «High On Love» mit AC/DC Vibes, während bei «Lady Of The Night» (nebst Marc) vor allem der Bass von Marco Blöchlinger und die Hammond von Christian Rofler zu gefallen wissen. Auch hier legt sich bei mir der irgendwie gedrosselte Gitarrensound zunächst quer, was auch «Carry The Burden» entsprechend überschattet. Die Retro Rock Nummer «Broken Wings» klingt indes im Refrain fast gleich wie «Lady Of The Night», und die Schrammel-Gitarren von «No Place To Hide» passen zudem nicht wirklich zu Herrn Storace. Bleiben also noch, wie bereits angedeutet, vier Songs übrig. Die Piano-Ballade «Don't Wanna Go» gerät dabei weitaus stimmiger, «Love Over Money» glänzt derweil im Geiste der Foo Fighters, und der tolle Blues-Song «Time Waits For No One» entschleunigt endlich die insgesamt zu noisige Chose. «Paradise» als fluffige Akustik-Halbballade punktet zum Schluss noch ein letztes Mal. So verbleiben unter dem Strich die erwähnten vier Zähler, und für die an sich gute Produktion (Gitarren? Na ja!) gibts noch einen. Macht also bis hierhin mal fünf, und aus dem restlichen Material lassen sich nach mehrmaligem Anhören und viel Goodwill aber nicht mehr als zwei weitere heraus quetschen. Letztlich solide, gleichzeitig jedoch eine zwiespältige Angelegenheit!
Rockslave