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Seit dem letzten Studio-Album «Eternal» sind nicht weniger als sieben Jahre vergangen und «Survive», der Titel des neuen und mittlerweile fünfzehnten Longplayers, könnte nicht besser gewählt sein. Eigentlich ist man nach so einem Unterbruch international weg vom Fenster, und das ist im Fall von Stratovarius kaum an Tragik zu überbieten, denn die Finnen hätten es ab Ende der 90er in der Hand gehabt, in den Metal-Olymp aufzusteigen.
Dass es letztlich nicht dazu gekommen ist, hat mitunter mit stilistischen Korrekturen, aber vor allem mit Songwriter und Gitarrist Timo Tolkki zu tun, der sich 2004 mit Frontmann Timo Kotipelto verkrachte, anschliessend psychisch erkrankte und das bisherige Line-up auseinander brach. Nach dessen Genesung nahm man bereits im Jahr darauf zwar nochmals Anlauf und brachte ein selbstbetiteltes Album, das aber nicht mehr an die alten Zeiten anknüpfen konnte. 2008 war dann definitiv Schluss, sprich Master Tolkki ging definitiv von Bord und wurde durch Matias Kupiainen ersetzt, der heute noch dabei ist. In den folgenden Jahren wurden einige weitere Alben veröffentlicht, die jedoch, obwohl qualitativ nach wie vor anspruchsvoll, nicht mehr über die Durchschlagskraft des Levels der «Visions Tour» von 1997 verfügten und der einstige Stern somit in der öffentlichen Wahrnehmung tief sank und schliesslich verglühte.
2018, also noch bevor der ganze Corona-Wahnsinn über die Welt herein brach, releaste man die Digital-Single von «Unbreakable» vom Album «Nemesis» (2013) als remasterte Version, die bei Spotify aktuell fast 24 Millionen Klicks aufweist! Im Frühsommer des gleichen Jahres spielte die Band unter anderem am "Sweden Rock Festival" auf, wo sie gerade noch eine Randnotiz wert war. Nun besteht aber die berechtigte Hoffnung, das Steuer final herum reissen oder auf jeden Fall eine markante Kurskorrektur vornehmen zu können. Das gelingt im Wesentlichen dadurch, dass das symphonische und vom Synthie her zu dominierte Element, das die Mucke auf dem Vorgänger «Eternal» mehr in die Nightwish Ecke drängte, wieder deutlich härterem Gitarren-Sound in Richtung melodischem Power Metal mit dezent progressiven Vibes weichen musste. Das geniale Cover-Artwork setzt dabei weitere, wenn auch etwas düstere Akzente.
Zur raumfüllenden Opulenz gehört ausserdem der nach wie vor hammermässige Gesang von Timo Kotipelto, der nach dem brettharten Titeltrack als Opener gleich anschliessend bei «Demand» nachlegt, und das ebenso hart galoppierende «Broken» ist etwas vom Besten, was Stratovarius je heraus gehauen haben. Dass das Ganze besonders hier etwas bei Royal Hunt in metallenem Gewand fischt, stört keineswegs. Auch das hochmelodische «Frozen In Time» beweist, dass man es immer noch drauf hat und vereinzelt hohes Tempo, wie beim abwechslungsreich gehaltenen Speedster «Glory Days» und dem thrashigen «Before The Fall, völlig ausreicht. Ausserdem ergänzen sich Matias Kupiainen (g) sowie Jens Johansson (keyb) kongenial und brillieren. Timo und seine Jungs haben den Höhepunkt auf «Survive», dem fulminanten Comeback, clever ans Ende gepackt und ziehen mit dem über 11-minütigen Epos «Voice Of Thunder» nochmals alle Register!
Rockslave