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Auch wenn man der schwedischen Sprache nicht mächtig ist, kann, zusammen mit dem Cover-Artwork, leicht erraten werden, was denn "Ström" auf Deutsch übersetzt heissen könnte. In eigener Sache läufts natürlich darauf heraus, dass die Truppe aus Växjö, bestehend aus Zdravko Zizmond (v), Calle Sjöqvist (g), Johan Siljedahl (g), Joel Carnstam (b) und Tomas Salonen (d) offenbar nichts anderes am liebsten tut, als heftig unter Strom zu stehen.
Mitunter geht das aus dem Info-Sheet hervor, das vollmundig ankündigt, dass sich die Mucke von Ström nach AC/DC, Airbourne, D-A-D, The Darkness, Hardcore Superstar, Andrew WK, Turbonegro, Bon Jovi (?) und KISS der 80er Ära anhört. Aha oder allenfalls oha, denn mit so einer Ankündigung hängen die verbotenen Früchte erstmal verdammt weit oben, könnten schnell beginnen zu faulen, herunter fallen und bald wieder auf dem harten Boden der Realität aufschlagen. Interessant ist auch die Tatsache, dass keiner der Musiker Namen trägt, die in der internationalen Szene bekännt wären, aber erstens waren Zdravko und Johan vorher bei einer Adaptation von Andrew Lloyd Webber's Musical «Jesus Christ Superstar» beschäftigt, und zweitens spielte die Band in der Heimat vor ausverkauftem Haus, ohne mal eine Single veröffentlich zu haben und supportete Nashville Pussy im Juni bei Gigs in Schweden und Norwegen! Nun denn, da scheint in der Tat ordentlich Fleisch am Knochen zu sein, was der erste Durchlauf des selbstbetitelten Debüts sogleich bestätigt. Das fängt schon beim Opener «Tiden Sjunger» an, der sich schwer nach AC/DC zu «Fly On The Wall» Zeiten (1985) anhört und den Bandnamen wie Albumtitel umgehend unterstreicht.
Dazu kommt der schneidige Gesang von Meister Zizmond, der sich, je nach Timbre und Intensität, mal nach Tom Keifer (Cinderella), Hell Hofer (Bullet) oder Dille Diedricson (Don Patrol) anhört. Des Weiteren fallen mir hierzu spontan noch die grossartigen Pendants Johnny Crash und Jackyl ein. Bei «Katapult» lassen dann KISS grüssen, und besonders die Backing Vocals holen einen sofort ab, was für eine starke Nummer! Auch «Ta Mig Tillbaks» haut voll rein, und spätestens hier wird Gewahr, dass sich Schwedisch und Englisch, zumindest an der Stelle, nicht wirklich auseinander halten lassen. Und so reiht sich ein Kracher nach dem anderen ein und macht Lust auf noch mehr! Man kann sich dabei gut vorstellen, wie sich diese Chose erst recht auf der Bühne anhören muss. «Ensam Ar Stark» begeistert zudem mit einer musicalmässigen Gesangs-Bridge, wo gleich ein ganzer Chor auftaucht, der den Song letztlich à la Les Humphries Singers ausklingen lässt, genial! «Ungt Blod (Genom Ett Gammalt Hjärta)» hätte auch Cinderella gut zu Gesicht gestanden, und wenn man sich Vibes von AC/DC gekonnt vor den Karren spannt, kommt dabei sowas Geiles wie «Hatet» heraus und markiert hiermit einen meiner Album-Favoriten. Erfrischend!
Rockslave