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Die Versprechungen des Labels können noch so vollmundig klingen, aber am Ende des Tages zählen bloss die nüchternen Fakten. Der Classic Rock des New Yorker Power-Trios schielt dabei weit in die frühen Siebziger zurück. Als Anschlagpunkte seien an dieser Stelle mal The Amboy Dukes, Dust und ganz frühe KISS genannt, wobei der musikalische Ansatz von The Golden Grass weitaus progressiver ist, womit auch schon die grosse Stärke von «Life Is Much Stranger» erwähnt wäre.
Zwar bleibt man auf instrumentaler Ebene sehr puritanisch bei Drums, Bass und Gitarre, verzichtet also ganz bewusst auf alles, was auf der Bühne ohne den Einsatz von zusätzlicher, digitaler Technik nicht oder nur schwer umsetzbar wäre. Dafür aber versieht man die Tracks immer wieder mit überraschenden Breaks, zeigt sich stilistisch sehr offen – nebst den bereits genannten progressiven Einschüben sind Einflüsse aus dem Southern Rock, Proto Metal und Psychedelic Rock unüberhörbar – und gefällt durch oft mehrstimmige Gesangs-Harmonien. Wenn sich der Drummer und der Gitarrist schon den Leadgesang teilen können und der Bassist dazu wertige Backing-Vocals beitragen kann, dann ist es auch klug, diesen Umstand zum eigenen Vorteil auszunutzen. Woran es allerdings mangelt, sind echte Hits.
Das Songmaterial ist zwar durchgehend gut, aber eben auch auf gleichbleibendem Niveau. Dem Album hätte der eine oder andere Song gut getan, der aus der Gleichförmigkeit heraus sticht und sich im Hirn festbrennt. Einzelne Parts bleiben durchaus hängen, der eine oder andere Chorus, besonders gelungene Instrumentalpassagen, überraschende Breaks, aber nie einzelne Tracks als Ganzes, und genau darauf zielt meine eingangs angedeutete Kritik am Labeltext ab. Anstatt mit Superlativen um sich zu werfen, welche die Erwartungen konsequenterweise nur noch unnötig hochschrauben, wäre eine sachliche Betrachtung des Tonträgers für die betroffenen Bands viel vorteilhafter. The Golden Grass verstehen ihr Handwerk, diesbezüglich sind die drei Musiker über jeden Zweifel erhaben, mir aber klingt das alles etwas zu brav und trotz aller Variabilität zu einförmig.
Mirko B.