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Mit «Hashension» erscheint nun das dritte Album der italienischen Band TONS. Die vier Jungs "mit starker Hingabe zum grünen Gott", die zuletzt mit der amerikanischen Stoner Rock Legende Bongzilla kollaborierten, kommen auf ihrem neuen Output deutlich weniger stoned daher, als erwartet.
Nach dreizehn Jahren Bandgeschichte wendet man sich wieder mehr den musikalischen Ursprüngen im Hardcore zu. Dies jedoch ohne den Humor und die gute Laune zu verlieren, respektive ohne sich aus der göttlich induzierten Ruhe bringen zu lassen. Wie das geht? Man höre und staune. Abgesehen von einem absoluten Exzess an Wortspielen bei den Songtiteln, schaffen es TONS nämlich, hardcorig, psychedelisch, doomig und melodiös zugleich zu sein, ohne es irgendwo zu übertreiben. Nach dem rein instrumentalen Opener «Dope Dealer Scum» nimmt uns das psychedelische Intro von «A Hash Days Night» sanft bei der Hand, um einen vor den dämonischen Geisterzug aus Screaming, Growling und verzerrtern Gitarren-Riffs zu schubsen, der mit diesem Album auf uns zugerast kommt. Auf diesen Track, der lediglich mit dem Titel an die Beatles («A Hard Days Night») erinnert, folgt «Slowly We Pot», wo nun auch einige stilistische Gemeinsamkeiten mit Obituarys «Slowly We Rot» offenbart werden. Doch obwohl TONS unbestreitbar Freude am Radaumachen haben, arrangieren sie dies gezielt wie gekonnt und tarieren das Ganze traumwandlerisch mit eingängigen Riffs aus. Besonders brilliert hier «Hempathy For The Devil», das die Frage beantwortet: Was wäre, wenn sich Black Sabbath mit Blumen im Haar zu ihrer inneren Mitte meditiert hätten?
Der Songtitel von «Ummagummo» dürfte von Pink Floyds Album «Ummagumma» inspiriert sein, das 1969 für seine hypnotischen Melodien gepriesen wurde, bei Nicht-Stonern inzwischen jedoch als "Rock-Exzess der schlimmsten Art" in Ungnade gefallen ist. Der letzte und albumtitelgebende Song von «Hashension», ein Wortspiel aus "Hash" und "Ascension" (Himmelfahrt), ist dementsprechend «Hashended». Mit den zwar nur sechs Songs, die dafür aber auch gerne mal acht Minuten lang sind, erweitern TONS ihr musikalisches Spektrum, bleiben sich aber trotzdem treu. Ob «Hashension» noch als Stoner-Album bezeichnet werden kann, hängt von der Definition des einzelnen Zuhörers ab, denn selten wirkt eine Band in diesem Genre derart präsent und ihrer selbst bewusst. Die Truppe weiss genau, wo ihre Stärken liegen und setzt diese gezielt wie kalkuliert ein. Ihre Primal-Screams und dröhnenden Sounds sind keine unkontrollierten Gefühlsausbrüche, sondern ihre eigenen, gut abgerichteten Dämonen, denen sie für dieses Album die Fesseln abnehmen, um sie mit archaischer Wucht auf die Zuhörer loszulassen.
Und wie sich das für Italiener gehört, versehen mit einer guten Portion ironisch-religiöser Rhetorik. Unter dem Strich sollte «Hashension» mit seinem mächtigen, vielschichtigen Sound, den Metal-, Hardcore-, Stoner-Einflüssen und den teils fast punkigen Melodien in keinem (virtuellen) CD-Regal fehlen. Das bewusste und gekonnte Layering von verschiedenen Sounds hin zu einem überraschenden, stimmigen und originellen Album wird nicht nur Stoner-Fans begeistern. Trotz stellenweise sehr doomiger Musik ist der Gesang voller Energie und die Atmosphäre erstaunlich upbeat. Spass an der Musik und ein rebellischer Optimismus sprechen aus jedem einzelnen Song und machen «Hashension» zum perfekten Soundtrack für die herannahende dunkle Jahreszeit. TONS sind derzeit in Deutschland auf Tour und spielen am 22.10.2022 am "Heavy Psych Sounds Fest" in Dresden.
Katrin