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Obwohl der britische Meistersänger eigentlich nie ganz untätig war, kam die Ankündigung eines neuen Solo-Albums anfangs Dezember letzten Jahres doch eher überraschend, und die Vorfreude war gross. Als bald darauf der Opener «As The World Burns» im YouTube als Lyric-Video verfügbar war, stieg die Erwartung weiter an und die Spannung war gross.
Die Ernüchterung folgte dann aber gleich auf dem Fusse, und das ziemlich heftig. Die Schere zwischen dem was ich und wohl viele andere Fans "der guten alten Zeiten" ebenso erwartet hatten, war massiv. Anstatt sattem Hard Rock mit den früheren Ingredienzien, die mehrfach für Gänsehaut hoch drei standen, wird einem rüder wie modern verseuchter Heavy Metal um die Lauscher geballert, der zumindest mich gleich von Anfang an abtörnt, obwohl sich Master Martin gesanglich nichts schenkt und voll abliefert, aber doch nicht zu solch einem drögen Gerödel! Obwohl «Black Widow Angel» anschliessend deutlich schleppender daher kommt und durchaus ein paar Sabbath'sche Vibes verströmt, höre ich ausser dem wiederum tadellosen Gesang erneut nichts, was mich abzuholen vermag. Erst bei «Book Of Shadows», wo tempomässig noch einen Gang runtergeschaltet wird und mystisch anmutende Chöre die entsprechende Atmosphäre erzeugen, findet sich weitgehend das, was eigentlich von dieser Scheibe erhofft wurde. Spätestens hier wird auch gewahr, wie geil das Teil klingt, sprich produziert ist.
Im Sinne von hundert auf fast null herunter überrascht, respektive verwirrt einen «Crying Wolf» mit akustischen Gitarrenklängen im Sinne einer passablen Halbballade. «Damned By You» bringt dann endlich mehr von dem, was zu diesem Göttersänger passt. «No Shame» legt derweil wieder zu, erinnert etwas an Blackthorne und ist ganz in Ordnung soweit. «Nowhere To Fly» wirkt hingegen uninspiriert, obwohl Tony hier erneut glänzt. «Passion Killer» besitzt Groove und profitiert vom satten Mix, während «Run Like The Devil» abermals im kompositorischen Sumpf versinkt. Das Ausrufezeichen setzt letztlich «This Is Your Damnation» als fluffige Akustiknummer, und der ziemlich mässige Titeltrack lässt die Scheibe bedeutend ruhiger ausklingen als befürchtet. Fazit: «Thorns» fehlt trotz überragendem Gesang primär ein roter Faden, wirkt songwriterisch vergleichsweise bescheiden, und der zweifellos tolle Klang vermag das insgesamt verkorkste Ding ebenso nicht zu retten. Es zeigt sich einmal mehr, was eben richtig gute Songs ausmacht. Schade, dass Tony diesmal kein gutes Händchen dafür bewies.
Rockslave