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Bei allem was unheilig ist, und bei aller Bosheit der Menschheit, wurde etwas erschaffen. Etwas, das einfach nur abscheulich ist und das menschliche Verständnis von Übel transzendiert. Dieses Album von ULCERATE ist nicht einfach zu begreifen, doch jede Sekunde, die man für es aufopfert, wird belohnt werden. Es verbreitet nicht bloss eine diabolische Stimmung, sondern offenbart auch unglaublichen Tiefgang.
Die ohnehin schon sehr solide Diskographie von ihnen wurde gerade um ein Meisterwerk reicher. Dissonanter Death Metal besitzt den Fluch, dass er oft eintönig wirken kann oder Riffs immer wieder recycelt werden. Allerdings darf man nicht vergessen, dass dieses Genre unglaubliches Potenzial aufweist, abgrundtief böse und dämonisch zu klingen. Als Black Sabbath «The Devil's Chord» auf ihrem Debüt spielten, war das erst der Anfang unheiliger Musik. Nun haben wir ausgereiften dissonanten Death Metal, der so verdorben ist, dass man ihn wahrlich als die Musik des Teufels bezeichnen kann.
Dieses neueste Werk der Truppe aus Neuseeland überzeugt auf ganzer Linie, treibt das Genre an seine äussersten Grenzen und geht teils sogar darüber hinaus. Auf «Further Opening The Wounds», einem Titel, der dem Namen allemal gerecht wird, bieten sie eine breite Palette an Riffs, wobei nicht alle dissonant sind. Diese Vielfalt ist eher selten in dieser Musikrichtung und ein weiterer Grund, warum Ulcerate sich von ihren Mitstreitern abheben. Ihr Umgang mit dem eher knappen Material – denn es gibt bei weitem mehr harmonische Akkorde als dissonante – ist einfach phänomenal.
So spielen sie Riffs, die technisch hochstehend sind, bauen Tempo-Wechsel und ungerade Rhythmen ein, die auf höchstem Niveau inspiriert und teuflisch beschwingt sind. Wie so oft in dieser Sparte des Metals, geht es um eine Atmosphäre, die während des ganzen Albums geschaffen und aufrecht erhalten wird. Da aber die einzelnen Tracks sehr lang sind, kann einen schon ein einziger Song in die von der Band gewünschte Stimmung katapultieren. Trotzdem ist es lohnenswert, sich dieses Album von Anfang bis Ende anzuhören, damit die Düsterheit in einem gedeihen kann. Jeder einzelne Titel klingt wie ein Kapitel des Ganzen.
Alle sind höchst abwechslungs- und facettenreich. «Transfiguration In And Out Of Worlds» lässt sich beispielsweise in verschiedene Phasen einteilen, wobei alles hervorragend ineinander verschmilzt, bis ins äusserste Detail geschliffen wie perfektioniert wurde und letztendlich eine grandiose Einheit bildet. Dieses Album lässt sich gar nicht genug empfehlen. Zugleich definieren Ulcerate das Genre neu und entwickeln es weiter. «Cutting The Throat Of God» sollte als Blaupause für dissonanten Death Metal in den 2020er-Jahren dienen, denn die Musik ist so ausgereift, so authentisch und vor allem so durchdacht komponiert, dass man mit grosser Sicherheit bezweifeln kann, dass es in nächster Zukunft übertroffen wird.
Erik N.