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Beleuchtet man das Umfeld der NWOBHM etwas genauer, sprich tiefgründiger, stösst man auf zig weitere Bands, die damals eigentlich über einiges Potenzial verfügt hätten, dann aber im Schatten der portierten Grössen wie Iron Maiden, Judas Priest, Motörhead, Def Leppard, Saxon et cetera untergingen. Dafür gibt es tausend Gründe, Zufälle, Unzulänglichkeiten, was auch immer. Vardis um Ur-Gitarrist Steve Zodiac gehören da leider auch dazu.
Als das Trio im aktuellen Line-up, sprich neben Mastermind Steve noch mit Bassist Roly Bailey und Drummer Joe Clancy am 13. März 2020 im Londoner "@ 100 Club" auf die Bühne stieg und eine zweistündige wie schweisstreibende Rock-Show zelebrierte, standen die Vorboten von Corona, respektive deren sich bald anbahnenden Ereignisse, schon in den Startlöchern. Vier Jahrzehnte zuvor war dies alles noch in weiter Ferne und Vardis schickten sich mit ihrem ersten und inzwischen längst legendären Live-Album «100 M.P.H. - Guaranteed No Overdubs» an, ihren von den Sex Pistols (weniger) und Status Quo (mehr) inspirierten Heavy Hard Rock unter die Leute zu bringen. Das klappte jedoch nur bedingt, vor allem als man begann, sich stilistisch zu öffnen, respektive andere Elemente, sprich Instrumente wie Saxophon, Dudelsack und Mandoline (!) einzubringen, wie 1982 auf dem Album «Quo Vardis». Diese an sich legitime künstlerische Freiheit und ein übler Rechtsstreit zwischen 1983 und 1985 legten die Band bald darauf lahm und bereits 1986 zog Mr. Zodiac den Stecker, um danach für beinahe drei Jahrzehnte abzutauchen, krass.
Diese Geschichte ähnelt so natürlich einigen anderen aus der Szene, und vergegenwärtigt man sich, was die Konkurrenz in genau dieser, respektive musikgeschichtlich enorm wichtigen Zeit auf die Beine und Bühne stellte, ist sonnenklar, warum Vardis erfolgsmässig ohne jegliche Chance auf der Strecke blieben. Die hier vorliegende Neuauflage des Live-Klassikers von 1980 bietet Alt- wie Neufans die nun wohl letzte Gelegenheit, wenigstens etwas von der damaligen wie kauzig-kultigen Atmosphäre nachvollziehen zu können, und auch diesmal natürlich ohne jegliche Overdubs. Leider ist der Mix weitestgehend, sprich kanalmässig arg linkslastig ausgefallen, und es gibt hunderte, wenn nicht tausende von Bootlegs, die besser als diese Aufnahme klingen. Doch vielleicht braucht es hier genau diese Sound-Patina, um in die richtige Stimmung zu gelangen. Dies mit Vorteil in einem smarten Club oder Party-Keller unter guten Freunden wie gut gefülltem Kühlschrank und nicht wie ich gerade, heisst mit einem Kopfhörer auf der Rübe darüber schreibend. Rock'n'Roll geht definitiv anders, prost!
Rockslave