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VEILBURNER, das aus Pennsylvania stammende Blackened-Death-Metal-Duo, hat mit seinem siebten Studio-Album «The Duality Of Decapitation And Wisdom» einmal mehr die Grenzen der extremen Musik verschoben.
Als Act, der für sein unorthodoxes Songwriting und seine einzigartige Mischung aus brutaler Aggression und atmosphärischer Dissonanz bekannt ist, beweisen sich Veilburner weiterhin als Meister des Genres. Dieses Album, das nach «VLBRNR» (2022) erscheint, markiert eine signifikante Weiterentwicklung ihres Ansatzes, sowohl musikalisch als auch thematisch, wobei sie sich stark auf die mystische Bedeutung der Zahl Sieben stützen. Das Konzept des Albums dreht sich um die Faszination für die Numerologie, insbesondere die Zahl Sieben, die in der gesamten Menschheitsgeschichte eine besondere Bedeutung hatte, von der Theologie über die Kunst bis zur Wissenschaft.
Sieben Songs, jeder genau sieben Minuten lang, bilden den Kern von «The Duality Of Decapitation And Wisdom», mit zahlreichen weiteren Verweisen auf die Zahl sieben in den Texten, Songtiteln und der Gesamtstruktur. Diese numerologische Besessenheit ist nicht nur ein Gimmick, sondern ein sorgfältig ausgeführter Rahmen, der die thematische Tiefe des Albums noch verstärkt. Das Werk erforscht die Reise der rätselhaften Charaktere von Veilburner, die immer weiter in den Abgrund hinabsteigen, ein narrativer Faden, der mit ihrem vorherigen Album «VLBRNR» begann. Thematisch taucht dieses Album weiterhin in die dunklen Ecken der Psyche ein und symbolisiert den Kampf zwischen dem Kopf (Rahu) und dem Körper (Ketu), das endlose Streben nach Weisheit durch Chaos und die eindringliche Vorstellung, dass man seinen Kopf verlieren muss, um Erleuchtung zu erlangen.
Der Titel, sprich die Dualität von Enthauptung und Weisheit, bringt die Essenz des Albums auf den Punkt - Gewalt und Erleuchtung koexistieren in einem brutalen und doch heiteren Tanz. Es ist eine Studie der Kontraste, ähnlich wie der Sound von Veilburner: grotesk und dissonant, aber dennoch seltsam fesselnd. In «The Duality Of Decapitation And Wisdom» verschmilzt die Band den Horror viszeraler Gewalt mit der Ruhe des Verstehens, was zu einem Album führt, das gleichzeitig verwirrend und seltsam hypnotisierend ist. Das neue Werk steht als Meisterklasse in der Vermischung von Chaos und Zusammenhalt da. Veilburner haben es schon immer verstanden, extreme Dissonanzen mit fesselnden, unorthodoxen Melodien zu verbinden, und dieses Album bildet da keine Ausnahme.
Von Anfang an taucht der Zuhörer in eine turbulente Welt aus schweren, klirrenden Gitarren, unheimlichen Melodien und herzzerreissendem Gesang ein, der zwischen gutturalem Growlen, hochfrequentem Kreischen und ausserirdisch anmutenden Geräuschen schwankt. Das Album zeichnet sich durch seine einzigartige Atmosphäre aus, die sowohl verstörend als auch seltsam ruhig ist und eine unheimliche Spannung erzeugt. Das Duo Mephisto Deleterio (Musik/Produktion) und Chrisom Infernium (Gesang/Albumdesign) erweist sich einmal mehr als eine unaufhaltsame kreative Kraft. Deleterios Gitarren-Arbeit ist chaotisch und doch melodisch und kombiniert Death Metal-Brutalität mit progressiven, fast psychedelischen Riffstrukturen, die dem Album ein Gefühl von Bewegung und Flüssigkeit verleihen.
Der Gesang von Infernium ist schlichtweg erstaunlich und reicht von urwüchsigen, tiefen Gutturals bis zu hohen, kreischenden Schreien, die sowohl Wahnsinn als auch Klarheit vermitteln. Zusammen schaffen sie einen Sound, der unbestreitbar Veilburner ist: komplex, rau und verstörend fesselnd. Die Rhythmus-Gruppe ist ebenso beeindruckend, mit Blastbeats, schizophrenen Fills und schnellen Tempo-Wechseln, die die Grundlage für die unerbittliche Energie des Albums bilden. Dennoch besitzt der Rhythmus einen überraschenden Groove, der Momente der Räumlichkeit zulässt, in denen die Musik atmet und innehält, nur um dann wieder in die heftige Aggression einzutauchen. Diese dynamische Bandbreite verleiht dem Album Tiefe und verhindert, dass es trotz seiner chaotischen Natur eintönig wird.
Das Ganze beginnt mit «Tem Ohp Ab In Mysticum The Howling Spirit», einem Stück, das mit seiner unheimlichen Atmosphäre und seinen komplexen Arrangements den Ton für die gesamte Platte angibt. Der Song ist schwer, beunruhigend und eindringlich und führt einen in die Gesamt-Ästhetik ein, die von kontrolliertem Chaos geprägt ist. Es folgt «III Visions Of Hex-Shaped Hiss, Behead The Howling Spirit», das mit seinem aggressiven Riffing und dem hypnotischen Rhythmus die Intensität noch steigert. Der Titeltrack «The Duality Of Decapitation And Wisdom Part I & II» ist eine facettenreiche Reise, die die Essenz des Albums verkörpert. Der Song verbindet nahtlos Dissonanz mit Melodie und wechselt von beklemmender Schwere zu ruhigen Momenten, die es dem Zuhörer erlauben, Atem zu schöpfen.
Es ist eine perfekte Darstellung der übergreifenden Themen des Albums, nämlich Gewalt und Weisheit, da das Chaos der Musik die Orientierungslosigkeit widerspiegelt, die die Charaktere auf ihrer Reise erleben. «Ill Visions Of Hex-Shaped Hiss, Behead the Howling Spirit» ist ein herausragender Track, der höllischen Death Metal mit progressiven Riff-Strukturen und eindringlichen Melodien verbindet. Es ist ein erschreckend schönes Stück, mit einem groovigen Rhythmus, der den Song vorantreibt, während beunruhigende Basslinien und unheimliche Gitarrenleads ihn umspielen.
Das Hauptriff, das bei der 6-Minuten-Marke wieder aufgegriffen wird, wird zum bestimmenden Moment des Stücks und verkörpert die Fähigkeit, gleichzeitig hypnotisch und fesselnd zu sein. «Woe Ye' Who Build these Crosses... Are Those Who Will Serve Us Death» verfolgt einen traditionelleren Death Metal Ansatz, mit galoppierenden Riffs und aggressivem Tempo, die einem Mittelteil mit nebligen Gitarren und fast gesprochenem Gesang Platz machen. Der Track wechselt dabei zwischen Brutalität und düsteren, atmosphärischen Momenten und bietet eine kurze Verschnaufpause, bevor er wieder in die unerbittliche Aggression eintaucht, die das Album ausmacht.
Lukas R.