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Normalerweise habe ich meine liebe Mühe mit Bands, die sich, wie Rhapsody Of Fire, auf den schnellen Power Metal, gemischt mit Klassik und Filmmusik spezialisiert haben.
Oft klingt das Ergebnis zu überladen, zu sehr nach "ich will jetzt zeigen, wie genial ich spielen kann", und meist verzetteln sich dabei die Lieder, so dass es schwierig wird, ihnen zu folgen. Das Ergebnis: Überforderung beim Zuhören und eine schlechte Rezension meinerseits. Bei Winterage ist nun alles anders. Wieder einmal handelt es sich hierbei um Italiener, die aber ihr Handwerk zum Glück ausgezeichnet beherrschen. Auf ihrem dritten Album «Nekyia» bringen sie eigentlich nichts anderes, als das Original (also alle Rhapsody-Ableger) und ihre unzähligen Klone. Und doch ist hier das Songwriting schlüssiger, eingängiger und schlicht nachvollziehbarer, als bei den vermeintlichen Vorbildern. Dies trotz vielen progressiven Parts, dem Einsatz verschiedener Gesangs-Sprachen, übertriebenen Orchester-Begleitungen und Erzähl-Stimmen zwischen verschiedenen Liedern. Das Miteinander von Orchester, Opern-Chören und Heavy Metal funktioniert auf «Nekyia» schlicht hervorragend. Dabei legen Winterage viel Wert auf Dynamik und lassen neben Blind Guardian-scher Härte auch folkig-symphonische Melodien zu. Natürlich klingt «La Fonte d'Essenza» übertrieben episch nach Oper, aber hier passt es irgendwie zum Gesamtbild. Zudem kriegt man wirklich das Gefühl, einer guten Geschichte zuzuhören. Damit gelingt Winterage das erste tolle wie "ernste" Symphonic Power Metal Album des Jahres (die tolle Scheibe von Angus McSix werte ich als Genre-Parodie). Wer diese Art von Musik also bereits abgeschrieben hat, wird mit «Nekja» eines Besseren belehrt.
Roger W.